
Ennetbaden, 17.02.2025 – Die Gemeinde Poschiavo liegt im dreisprachigen Kanton Graubünden, aber über 90 Prozent der Bevölkerung sprechen hier italienisch. Im Gemeinderating figuriert der Ort mit seinen rund 3500 Einwohnenden auf den hintersten Rängen. Die Verkehrsanbindung ist nicht besonders optimal, die Bevölkerung nimmt eher ab als zu und bezüglich der Wohnqualität lässt sich auch nichts preisträchtiges ablesen.
Dennoch hat der Ort etwas zu feiern. Poschiavo ist glücklicher Gewinner des Wakker-Preises für das Jahr 2025. Was den Gemeindepräsidenten, Giovanni Jochum, sehr freut, denn die Gemeinde «liebäugelt seit anfangs der 2000er Jahre mit der Idee des Wakkerpreises. Da man sich aber weder anmelden noch sonst etwas dafür tun kann, mussten wir abwarten.» Im Frühling 2024 folgte dann der Besuch der Kommission des Schweizer Heimatschutzes und die Gemeinde durfte eine Führung organisieren. Im November wurden die Verantwortlichen zur Präsentation in Biel eingeladen. Allerdings waren zu jenem Zeitpunkt noch immer mehrere kandidierende Ortschaften im Rennen.
Gross waren dann Überraschung und Freude, als Mitte Januar die Meldung der Vergabe an Poschiavo einging. «Vor allem deshalb» so Jochum gegenüber diesem Newsletter, «weil die Begründung nicht nur auf die historische bauliche Substanzerhaltung gerichtet war, sondern auf das Gesamtengagement in der Gemeinde und auf die Attraktivität hier zu leben, zu wohnen und zu arbeiten.» Gewürdigt wurde auch das Projekt «100 % Valposchiavo», das darauf ausgerichtet ist, möglichst viel der Wertschöpfung aus der agro-alimentarischen Kette lokal zu generieren. Darüber hinaus werden kulinarische Erlebnisse wie Weindegustationen, Käsereibesichtigungen und Beerentouren angeboten. «Für uns ist es eine grosse Anerkennung für die unermüdliche Arbeit der vielen Freiwilligen und Vereine, die hier aktiv sind.»
Nach der Vergabe hat die Gemeinde bereits Ende Januar einen runden Tisch organisiert mit zahlreichen Interessenvertretern. Dabei seien viele Ideen entstanden, die nun vertieft würden.
Das Beispiel zeigt, dass auch Gemeinden in den hinteren Rängen des Gemeinderatings ihre Vorzüge haben können. Ein Fingerzeigt möglicherweise für Gemeinden wie Val-de-Travers oder Pieterlen?
Bruno Hofer Kommunalmanagement