
Ennetbaden, 12.01.2025 – Jetzt hat sie den Tarif durchgegeben: Claudia Kratochvil, Direktorin des Schweizerischen Gemeindeverbandes. In einem seitenlangen Interview in der NZZ am Sonntag vom 12.01.2026 holt sie zum Rundumschlag aus und legt sich für ihre Klientel ins Zeug.
Insbesondere die Asylpolitik des Bundes liege im Argen und ausbaden müsse es die kommunale Ebene.
Besonders aufgestossen ist Kratochvil der Umstand, dass man aus den Medien habe erfahren müssen, dass der Bund seine Asylzentren schliessen wolle, obwohl man Tage zuvor eine Sitzung mit dem zuständigen Bundesrat Beat Jans hatte. «Das war, milde ausgedrückt, sehr unschön.»
Die Sorgen der Gemeinden im Asylwesen seien gross. 31 Prozent hätten im neusten Gemeindemonitoring 2024 die Betreuung von Asylsuchenden als eines ihrer Hauptprobleme genannt.
Die Gemeinden wüssten kaum noch, wo sie die Geflüchteten unterbringen sollten und der Sukkurs in der Bevölkerung sei auch abnehmend. Das Problem sei der riesige Pendenzenberg, den der Bund angehäuft habe.
Der Bund solle die Gesuche in den Bundesasylzentren abschliessend prüfen, insbesondere jene für den Schutzstatus S, und nur noch Personen mit klarem Status den Kantonen zuweisen. «Wenn das so weitergeht, droht ein Kollaps des Asylsystems». Spezifisch in der jetzigen Situation müsse der Bund mehr Lasten übernehmen, weil sonst das ohnehin schon fragile System irgendwann zu implodieren drohe, ist Kratochvil überzeugt.
Sorgen bereitet Kratochvil auch ganz allgemein die aktuelle Sparpolitik des Bundes. Die drohenden Kürzungen im Asylbereich seien nur ein Aspekt. Der Bund wolle auch in der Regionalentwicklung und beim Schutz vor Umweltereignissen weniger unterstützen. Sparmassnahmen, die gerade die Berggemeinden existenziell gefährden könnten. Ebenso wolle er Hunderte Millionen Franken bei der Kinderbetreuung einsparen, obwohl er in diesem Bereich eine klare Mitverantwortung tragen müsse.
Gut, wenn sich jemand für die Gemeinden stark macht.
Das SEM teilt auf Anfrage dieses Newsletters folgendes mit:
„Es ist uns bewusst, dass die Kantone in den letzten Jahren stark belastet wurden und noch immer werden durch die Aufnahme von Asyl- und Schutzsuchenden. Das SEM wird, um sie zu entlasten, ab Mitte Januar diejenigen Schutzsuchenden aus der Ukraine in den Bundesasylzentren behalten, deren Gesuch um Status S voraussichtlich abgelehnt wird. Sie wurden bisher den Kantonen zugewiesen.“
Zudem seien die Pendenzen zurückgegangen. Ein weiterer Abbau sei geplant.
Bruno Hofer Kommunalmanagement