Seit neustem hat Mellingen eine Umfahrung. Der Verkehr wälzt sich nicht mehr durch die Altstadt mit ihren zwei Brückentoren. Da lohnt sich ein Blick nach Bremgarten, wo es in zwei Jahren dann 3 Jahrzehnte her sind, seitdem dort eine Umfahrung eröffnet wurde. Was hat sich seither ergeben? Und was kann allenfalls Mellingen für seine Entwicklung daraus lernen? Ein Orttermin war angesagt. Aber mit wem reden? Raymond Tellenbach, der heute amtierende Stadtammann, der auch Präsident des regionalen Planungsverbandes Mutschellen-Reusstal-Kelleramt ist, riet mir, sich mit Robert Bamert zu treffen und er stellte auch den Kontakt her. Das Treffen fand im gemütlichen Restaurant Bijou an der Reuss statt.

 

Robert Bamert war Stadtammann von 2006 bis 2009 und bereits zuvor Mitglied im Gemeinderat. Er war für das Treffen gut vorbereitet und auch ins Archiv gestiegen, um Dokumente auszugraben. Aus seiner Optik gibt es eine gemischte Bilanz der Entwicklung. Einerseits findet er positiv, dass sich die Bausubstanz positiv verändert hat, es wurde viel renoviert und das Städtchen sieht jetzt wirklich schön aus. Die Wohnqualität hat auch deshalb zugenommen, weil der Durchgangsverkehr wirklich eliminiert ist. Aber die Zahl der Verkaufsgeschäfte ist massiv zurückgegangen, das Zentrum ist leer geworden. Waren es früher 4 Bäckereien, gibt es heute noch eine. Die Zahl der Metzgereien ging zurück von 3 auf 1, aus 20 Restaurants wurden noch 10, eine Drogerie hat es keine mehr, auch keine Papeterie und keinen Schuhmacher und keine Eisenwarenhandlung. Nur die Zahl der Friseure (4) ist geblieben und eine Apotheke wie bisher ist auch noch da.

 

Bamert findet, es fehle ein Einkaufs-Anziehungspunkt in der City. Nur so könne auch ein Mix an Angeboten entstehen, der die Innenstadt wieder belebt mache. Heutzutage seien die Einkaufsmöglichkeiten leicht ausserhalb.

 

Warum aber ist es so herausgekommen? Gabe es zu Beginn keine Strategie? Bamert meint, man habe sehr wohl diskutiert mit vielen Leuten auch mit dem Gewerbe und das Echo sei immer positiv gewesen. Man wolle beleben. Passiert sei aber dann doch nichts. Alles sei seinen Lauf gegangen.

 

Als Möglichkeit sieht Bamert eine Belebung durch den Tourismus. Besucherströme könnten angelockt werden. An den Einfallstoren werden nun Stelen platziert mit Hinweisen auf die Schönheiten der historischen Altstadt. «Bremgarten hat geschichtlich viel zu bieten!» ist Bamert überzeugt.

Das Beispiel Bremgarten zeigt: Es ist Mellingen zu empfehlen, einen durchdachten strategischen Ansatz zu pflegen und eine Betonung der touristischen Attraktivität vorzunehmen.