Zürich Oerlikon, 16.01.2025 – An einer Podiumsdiskussion in Zürich Oerlikon im Rahmen einer Schweizer Immobilienmesse für Investoren diskutierten Fachleute der Immobilienbranche über das Raumkonzept Schweiz, das sich in der Vernehmlassung befindet.

Das Raumkonzept Schweiz ist ein rechtlich unverbindlicher Handlungsrahmen, der von allen drei Staatsebenen gemeinsam entwickelt und getragen wird. Es geht darum, Siedlungen und ihre Infrastrukturen geordnet zu entwickeln. Dabei stehen der sparsame Bodenverbrauch und die wirtschaftliche Tragbarkeit im Vordergrund. Das Raumkonzept Schweiz wurde im Jahre 2012 verabschiedet. Jetzt wird es aufdatiert. Die Vernehmlassung läuft.

In der Diskussion (Video 2:45) zeigte sich rasch eine gewisse Skepsis, die bereits im Titel des Panels, das vom Netzwerk Standort Schweiz organisiert wurde, mitschwang: «Neues Raumkonzept Schweiz: Orientierungshilfe oder Papiertiger?»

Noch relativ positiv zum Ganzen äusserte sich Benjamin Meyer. Er ist Nachfolger von Wilhelm Natrup als Kantonsplaner im Kanton Zürich. Aus seiner Sicht enthalte der Bericht «wahrscheinlich schon relativ viel Konsens». Deshalb wäre der aktuelle Entwurf noch nicht allzu schwierig umzusetzen.

Eine andere Sichtweise auf das Raumkonzept hat jedoch Remo Daguati. Daguati ist Inhaber der Firma LOC AG und Präsident des Standortförderverbandes Netzwerk Standort Schweiz. Er sieht das Papier als einen «ziemlichen Wolf im Schafspelz». Die Beamtenschaft im Bund würde die darin enthaltenen Prinzipien anwenden, wenn es um die Genehmigung kantonaler Richtpläne gehe. So stipuliere der Bericht, dass Ersatzneubauten die Ausnahme sein sollten. Dies stehe einer gedeihlichen Zukunftsentwicklung im Weg.

Auch Sara Carnazzi Weber, Inhaberin Polinomica GmbH und ehemals langjährige Kader-Mitarbeiterin bei der Credit Suisse, findet gefährliche Passagen im Bericht. Es heisse darin, die Verkehrsinfrastruktur sei in weiten Teilen gebaut. «Ich finde das ist ein Geist, der fast fortschrittsfeindlich erscheint.» Denn das Papier beziehe sich auf das Zieljahr 2050.
Carnazzi vermisst zudem Aussagen im Bericht zum Thema des Umgangs mit Konflikten. Hier brauche es Richtlinien auf einer höheren Ebene, bevor die einzelnen Projekte auf Stufe Gemeinde scheitern. Aus Erfahrung setzten sich oft die schlausten und lautesten Interessengruppen durch; nicht zuletzt auch mit Missbrauch von Einsprachemitteln. Damit könnten gewisse notwendige Entwicklungen torpediert werden.

Balz Halter, Präsident des Verwaltungsrates der Halter Gruppe argumentiert, die grosse Frage der fehlenden Wohnungen könne nicht in den Zentren allein beantwortete werden. «Agglomerationen müssen zu Städten werden können.» Und das gehe nur mit einer konzeptionellen Stadtplanung. Diese stehe am Anfang. Das sei der Zusammenhang. Schon das Raumkonzept von 2012 habe den Begriff «Städtenetz» enthalten. «Und das ist eigentlich die Strategie, die wir verfolgen sollten.» Dörfer in den Agglomerationen sollen sich als Städte verstehen können inskünftig. An Orten, die verkehrstechnisch gut erschlossen sind, sollte nicht bloss ein bisschen verdichtet werden, sondern mit einer Verdoppelung oder Verdreifachung der Geschossfläche, «so dass nicht alles nur immer in den Grosszentren geschehen muss.» An einer solchen polyzentrischen Schweiz müsste man arbeiten. Dafür setze er sich als Mitinitiant des Manifestes «Urbanistica» ein.

Das Podium wurde sehr umsichtig von Markus Müller, Vorstandsmitglied von Netzwerk Standort Schweiz und Inhaber Soulworxx GmbH geleitet. Schade nur, dass die Zeit so kurz bemessen war, dass keine Fragerunde stattfand.

Bruno Hofer Kommunalmanagement

Bild: Bruno Hofer Kommunalmanagement