Volk gefragt – Partnerschaft beerdigt

Vor 37 Jahren hat Spreitenbach eine Partnerschaft mit einer italienischen Gemeinde aufgenommen. Private Bande standen Pate. Jetzt wurde sie beendet. Die Gründe.

14.10.2025 – Eine zufällige Begegnung zwischen dem damaligen Stadtpräsidenten von Bra (Italien) und dem Spreitenbacher Ammannn Aldo Steiger legten den Grundstein für eine jahrzehntelange Partnerschaft. Hintergrund war eine familiäre Verbundenheit. Ab 1988 folgten gegenseitige Besuche, Publikumsreisen und gemeinsame Auftritte an der «Cheese», einer grossen Slow-Food-Messe in Bra. Stetig sichtbare Zeichen der Partnerschaft wurden eine «Piazza Spreitenbach» in Bra und die «Bra»-Brücke in Spreitenbach.

Da Spreitenbach regelmässig eine Bevölkerungsumfrage durchführt, wurde 2023 die Frage gestellt, ob diese Partnerschaft überhaupt weitergeführt werden soll. Das Ergebnis lautet: Nein. Demnach kannte rund ein Viertel der Befragten diese Verbindung nicht, ein Fünftel lehnte sie gar ab, etwa ein Drittel enthielt sich einer Stellungnahme.

Städtepartnerschaften haben in der Schweiz eine lange Tradition. Brugg ist mit Rottweil seit altersher verbunden. Auslöser war einmal ein Jubiläum des Beitritts von Rottweil als zugewandter Ort zur Alten Eidgenossenschaft im Jahre 1463.

Im Aargau pflegen 25 Gemeinden solche Partnerschaften. Auch in anderen Kantonen ist die Tradition verankert. Zermatt verfügt beispielsweise über nicht weniger als sieben Städtepartnerschaften, die sich bis auf Länder wie Japan, USA oder China ausdehnen. Sie dürften touristisch motiviert sein. Montreux und Yverdon haben je sechs Partnergemeinden.

Dennoch: Die Tradition in der Schweiz ist nicht vergleichbar etwa mit Frankreich und Deutschland, die durch mehr 2200 Städtepartnerschaften verbunden sind.

Es gibt ja viele Gründe, weshalb man eine Städtepartnerschaft gerade mit dieser oder jener Ortschaft pflegen will. So kann es ja auch ein Statement sein.

Nicht immer sind solche Versuche allerdings von Erfolg gekrönt. Beispiel Ukraine. So gab es Versuche in Nidau, Baar, Frauenfeld, doch offenbar scheiterten alle.

Ob Spreitenbach nun ein Fingerzeig ist, entsprechende Verbindungen auch anderswo zu kappen, bleibt abzuwarten. Es macht aber jedenfalls Sinn, solche Partnerschaften in Verbindung zu bringen mit partizipativen Prozessen bei der Bevölkerung. Damit werden sie breiter abgestützt und schaffen aus einer Top-Down-Idee eine Breitenwirkung mit vielfältigen Fazetten. Schliesslich geht es ja auch um Steuergelder, und die bezahlen alle.