Ehre wem Ehrenamt gebührt

 

Frank-Walter Steinmeier ist normalerweise kein Protagonist in einer meiner Kommunal-Berichte. Ich fokussiere auf die Schweiz. Heute mache ich eine Ausnahme.

 

Ennetbaden, 25.11. – Doch diesmal mache ich eine Ausnahme. Warum? Ich pflege Ereignisse aufzugreifen, die in einer bestimmten Gemeinde gut gelungen waren mit dem Ziel, dass auch andere davon profitieren können.

 

Und weil hier in Hoyerswerda Menschen leben, die von Frank-Walter Steinmeier gelobt werden, scheint mir das Sinn zu machen. Es geht um Ehrenamtliche. Das Staatsoberhaupt hat bei seinem Besuch nämlich den Fokus seiner Rede auf das Loblied des Ehrenamtes gesetzt.

 

Und es könnte durchaus sein, dass dies in der Schweiz auch Schule machen sollte. Ein Exekutivamt in einer Gemeinde ist ja in einem gewissen Sinne ein Ehrenamt, bei der mageren Entschädigung, die das abwirft.

 

Menschen zu gewinnen für solche Ehrenämter wird ja auch vielerorts immer schwieriger. Und wenn sie denn gewonnen werden, überhaupt sich für einen Kandidatur begeistern zu lassen, dann gibt es Fälle, in denen dann trotz ehrenvoll erfolgter Wahl die geehrten dennoch ihr Amt nicht antreten. So beispielsweise in Oberdiessbach. Da wurde ein parteiloser Lokomotivführer und Gleitschirmpilot gemäss Berner Zeitung Ende September in den Gemeinderat gewählt. Drei Wochen später trat er schon wieder zurück. Wenig zuvor in Konolfingen dasselbe: Dort wurde eine GLP-Kandidatin zwar gewählt, trat aber «aus persönlichen und beruflichen Gründen» nicht an. Da Konolfingen seine Exekutivmitglieder im Proporzverfahren wählt und es somit eine Stellvertretung für sie gegeben hätte, wäre jemand nachgerutscht. Doch auch diese Person sagte ab.

 

Im Oberdiessbacher Fall gab der Gewählte Nichtantreter zu Protokoll, er habe den Aufwand und die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie unterschätzt. Zwar hätte sein Arbeitgeber ihm die notwendige freie Zeit gegeben, doch die Vereinbarkeit hätte nur gegeben sein können, wenn seien Frau ihre Arbeit aufgegeben hätte. (Der Gemeinderat in Oberdiessbach trifft sich alle zwei Wochen).

 

Ehrenämter können somit, wie Frank-Walter Steinmeier sagt, wirklich sehr verdienstvoll sein. Vorausgesetzt allerdings, man ist nicht nur am Siegen interessiert sondern auch am Übernehmen von Verantwortung.