
Zug um Zug Erfolge
Erfolgreiche Wirtschaftsförderung will dokumentiert sein. Das Beispiel des Kantons Zug. Wie dokumentieren andere Kantone?
04.08.2025 – Der Kanton Zug ist einer der erfolgreichsten der Schweiz. Weil mich wundernahm, wie gross der Einfluss der kantonalen Standortförderung ist, portraitierte ich Beat Bachmann, den Wirtschaftsförderer. Dabei verwies er mich auf ein Buch von Gianni Bomio mit dem Titel «Boom-Jahre».
35 Jahre war Bomio in Diensten des Kantons Zug. Stieg vom einfachen juristischen Mitarbeiter im Jahr 1985 auf bis zum Generalsekretär des Volkswirtschaftsdepartements. Am Ende seiner Laufbahn fasste er 2018 einen weitreichenden Entschluss. Was er beruflich erlebte, sollte nicht verlorengehen. Daraus entstand ein Buch mit 384 Seiten. Und eine Webseite als Ergänzung die periodisch updates erfährt. Die nächste soll diesen Herbst erfolgen. Es wird vorläufig die letzte sein. «Ende 2025 schliesse ich meine Arbeit ab. Das letzte Kapitel befasst sich damit, wie der Kanton 2030 bzw. 2050 wirtschaftlich aussehen könnte.» Erklärt er gegenüber diesem Newsletter im Gespräch. Noch ist er auf der Suche nach einer Nachfolgelösung. Ob er fündig wird, ist offen.
Gianni Bomio ist von Haus aus Jurist. Hat das Zuger Anwaltspatent. Doch im Grunde seines Herzens schlummert das Interesse an der Vergangenheit. «Ich wäre auch gern Historiker geworden».
Bomios Buch «Boomjahre» ist bestens erschlossen, liest sich unterhaltsam und enthält zahlreiche spannende Details auch in anekdotischem Stil.
Ein Beispiel: Es geht um Ausländerbewilligungen. Diese erhielt der deutsche Detailhandelskonzern Metro im Kanton Zürich nicht in genügender Zahl, in Zug hingegen schon, weshalb er hier seit 1974 ansässig ist. Zuger Vorteil: Nicht nur die Steuern. Ein ähnlicher Fall liegt auch beim Krypto-Pionier Vitalik Buterin (Ethereum) vor. Der Studienabbrecher aus Russland kriegte eine Ausländerbewilligung im Kanton Zug, weil man ihm etwas zutraute. Auch hier: Nicht nur Steuervorteile.
Oder hier eine Trouvaille zum Thema Netzwerk: Verbände wirken als Relais-Stationen zwischen Unternehmen und Behörden. So wurde die Zuger Wirtschaftskammer zwar erst 2006 gegründet, sog aber die 1918 gegründete Zuger Industrie-Vereinigung (ZIV), den Zuger Handels- und Dienstleistungsverband (HDV) und die Interessengemeinschaft Wirtschaft Zug (IGWZ) auf. Aus dieser Fusion entstand Schlagkraft, wie Bomio dokumentiert.
Weil der Platz in seinem Buch begrenzt war, wich Bomio auf die besagte flankierende Internet-Seite aus, später mit Zusatzkapiteln bis ins Jahr 2025.
Die Finanzierung des Oeuvre war alles andere als einfach. Zwar fand Bomio einen Verlag in Zürich, der das Buch herausbringen wollte, was aber anschliessend scheiterte, weil man sich über den Inhalt nicht einig wurde. Deshalb gab Bomio sein Buch im Eigenverlag mit Hilfe der Zuger Firma Kalt Medien heraus. Eine Sammelaktion ergab zwar einiges an Sponsorengeldern, doch Bomio gibt zu: «Ich habe draufgelegt. Das war es mir aber allemal wert.»
Die Annäherung an das Erfolgsmodell Zug ist eine sehr lesenswerte Angelegenheit. Und es wäre zu wünschen, wenn jeder Kanton in der Schweiz ein solches Kompendium hätte.