Selfie-Zoll in Iseltwald

406 Einwohner zählt die Berner Oberländer Gemeinde Iseltwald, gemäss Auskunft von Gabriela Blatter, Gemeindeschreiberin. 250’000 Franken kamen 2024 in die Kasse durch den berühmten Selfie-Zoll am See. Ist das nicht unmoralisch viel? Eine Beurteilung. 

17.07.2025 – Hätte man beschlossen, das Selfie-Geld an die Bevölkerung zu verteilen, würde jede Person CHF 615 und 75 Rappen erhalten. Ein nettes Taschengeld so zwischendurch. Die Summe entspricht gemäss Titia Weiland, Geschäftsführerin von Bönigen-Iseltwald Tourismus, dem rund Dreifachen der Kurtaxeneinnahmen für 2024.

So schwang denn auch in der Berichterstattung über die Höhe der Einnahmen aus dem Selfie-Zoll in Schweizer Medien ein moralisierender Unterton mit. Sogar die South China Morning Post gerügt, Iseltwald «profitiere» von den Fans aus Fernost.

Ist dieser Unterton gerechtfertigt? Ich finde nein.

Man könnte zwar argumentieren, es bestünde die Gefahr, dass die Schweiz als Abzocker von Touristen gesehen wird. Denn schliesslich stand hinter den CHF 250’000 keine wirkliche Leistung unseres Landes. Die Leute kamen ja bloss deshalb, weil sie am selben Ort stehen wollten wie die beiden verliebten Menschen aus Nord- und Südkorea, Ri Jeong‑hyeok und Yoon Se‑Ri, die in der Folge 3 aus «Crash landing for you» ihre Romeo- und Julia-Romanze dort zelebrierten.

Darf man daraus einen Raibach in der Nähe des Giessbachs generieren? Die Aussage der Gemeinde, damit habe man Umtriebe vergüten wollen, hat sicher etwas, dürfte aber die Höhe nur teilweise rechtfertigen. So mag die Viertelmillion zwar hoch sein. Doch genauso wie Australien ohne Zutun über Lithium verfügt, hat die Schweiz ihre Hotspots die touristisch Einnahmen bringen dürfen.

Die Summe der Viertelmillion mag zwar hoch sein. Und doch finde ich es in Ordnung, dass 5 Franken erhoben werden. Keine grosse Summe für eine Klientel, die um die halbe Welt reist, um in der Schweiz Urlaub zu verbringen und sich an speziellen Orten ablichten lassen. Auch Eintritte in Museen kosten Geld.