Ist das der Anfang vom Ende? Die Gemeinden Meisterschwanden und Aesch (LU) verabschieden sich aus Taxito (Aargauer Zeitung, 10.08.2023). Das revolutionäre Verkehrskonzept gerät zwischen den beiden Kantonen Aargau und Luzern ins Stocken. Dabei hatte es das Zeug, einen veritablen Paradigmenwechsel für Verkehrslösungen zu schaffen.
Erfunden hatte das System Martin Beutler aus dem Berner Oberland. Er lebte in Sigriswil und ihn störte es, dass an der Bushaltestelle Leute warteten, während Automobilisten daran vorbei leer ins Tal hinunterfuhren. Er schuf ein System, das Automobilisten Geld zahlt, wenn sie jemanden mitnehmen. So entstand Taxito.
Ein Beispiel der Anwendung ist eine Verbindung zwischen den Kantonen Aargau und Luzern. Lanciert hatten dort das Angebot die beiden Planungsverbände «Lebensraum Lenzburg-Seetal» (AG) und IDEE SEETAL (LU). Über die Kantonsgrenze hinweg entstand dieses innovative Projekt. Das Entwicklungsprojekt KEK Seetal unter der Leitung von Gabi Lauper schaffte die ideelle Basis. Auch Politiker wie beispielsweise der Luzerner Ständerat Damian Müller standen Pate bei der Lancierung. Nach dem ersten halben Jahr fiel die Bilanz gemäss Zeitungsberichten recht positiv aus.
Doch nun gerät das System ins Stocken. Die Gemeinden Meisterschwanden und Aesch LU sollen sich dem Vernehmen nach von Taxito verabschieden. Zeit für eine Umfrage bei verbleibenden Gemeinden. Wie geht es weiter? Zerfällt die Kette? Muri Hitzkirch und Fahrwangen wurden angefragt.
Allen gemeinsam ist, dass sie der Meinung sind, Taxito sei eine gute Sache. Aber ebenso unisono kommt zum Ausdruck, es lohne sich eigentlich nicht. Und bedauert wird, dass der Kanton nicht mehr mitfinanziert. Vorläufig bleiben die drei angefragten Gemeinden aber dabei. Einzelne planen sogar noch eine Erweiterung.
So prüft Muri ernsthaft, auf der Kantonsstrasse Richtung Auw im nächsten Jahr einen zweiten Einstiegsort zu eröffnen, wie Milly Stöckli, Vizegemeindepräsidentin bekanntgibt. «Wir unterstützen das Projekt Taxito, weil es für die Gemeinden in unserer Region keinen Sinn macht, wenn Muri nicht auch dabei ist.» Man tue dies aus Solidarität.
Auch Hitzkirch wird das Netz weiter betreiben. «Die Gemeinde hat in der Gemeindestrategie 2032 festgelegt, sich für attraktive Verbindungen in regionale und überregionale Zentren einzusetzen», teilt Lukas Elmiger, zuständiger Gemeinderat für Bau, Umwelt und Wirtschaft, mit.
Fahrwangen plant, trotz mangelnder Rentabilität, ebenfalls einen Ausbau des Angebots, wie Gemeindeammann Patrick Fischer mitteilt. Man bedaure den Ausstieg von Meisterschwanden und Aesch aber «schlussendlich macht halt doch jede Gemeinde ihre eigene Güterabwägung und die Entscheide sind entsprechend zu respektieren.»
So bleibt es also spannend, wie es mit Taxito weitergeht. Nun, wirklich revolutionär wäre eine Autostopp-Idee. Da jeder mal Fussgänger und mal Autofahrer ist, könnten im Grunde via eine App alle voneinander profitieren. Mitnehmen tut man nur jene, die auch Mitglieder dieser Autostopp-Community wären. Es würde auch Uber ersetzen, weil niemand mehr abkassieren könnte. Aber das ist wohl zu sehr Zukunftsmusik.