Vor einiger Zeit führte ich mal eine Umfrage durch zur Befindlichkeit auf der Stufe der Gemeindepräsidien. Das Ergebnis war wirklich sehr interessant. An erster Stelle stand nämlich nicht die Gemeindeautonomie oder behördliche Vorgaben der kantonalen Instanzen. Auch nicht das fehlende Geld oder die Last der Projekte. An erster Stelle stand in vielen Antworten der Frust über die fehlende Zusammenarbeit im Gremium des Gemeinderates. Schlechtes Klima. Gewitterstimmung. Das schöne Wetter ist vorbei.

 

Ein oft unterschätztes Thema. Es kann viele Ursachen haben. Listen wir mal ein paar Möglichkeiten auf:

 

-Nach einer Schlammschlacht im Wahlkampf um ein Präsidium finden sich Sieger und Verlierer wieder am Tisch. Wie gehen sie miteinander um?

 

-Ein Ratsmitglied missbraucht das Amt relativ unverblümt als Umsatzgenerator für die eigene private Firma. Wie macht man ihn darauf aufmerksam?

 

-Jemand verpolitisiert jede sich stellende Alltagsaufgabe entwickelt daraus langfädige Grundsatzdebatten, die jede pragmatische Lösung im Keim ersticken. Wie schafft man Abhilfe?

 

-Eine Person ist nicht gewillt oder in der Lage, sich teamkonform zu verhalten, ist unvorbereitet, trifft konstant verspätet ein und gibt persönliche Anekdoten zum Besten. Wie ändert man dieses Verhalten?

 

-Oder das Ratsmitglied reicht stets im letzten Moment einen Antrag ein und setzt damit alle unter Druck.

 

Die Aufzählung ist nicht abschliessend und es ist auch möglich, dass mehrere der obgenannten Aspekte in Kombination auftreten.

 

Sicher ist jedoch, dass solche Verhaltensweisen einer schlanken Entscheidungsfindung nicht dienlich sind. Das Klima wandelt sich im Gemeinderat. Eine beförderliche Behandlung der Geschäfte ist nicht mehr gegeben. Gifteleien, Gezänk und viel Unterschwelliges stören die Debatten und das Finden von Lösungen.

 

Es ist dann der kleinste gemeinsame Nenner, der die Arbeit im Gremium bestimmt. Heikles wird aufgeschoben, vertragt und hin und her getrödelt.

 

In so einem Klima kann eine Gemeinde nicht wirklich vorankommen. Zeit zu überlegen, wie man Abhilfe schaffen könnte.

 

Nicht selten wird in solchen Fällen auf eine externe Hilfe zurückgegriffen. Das kann von Vorteil sein. Eine Fachkraft beleuchtet die Dinge neutraler, sieht möglicherweise Ursachen an den richtigen Orten und kann moderierend wirken.

Es besteht natürlich keinerlei Gewissheit, dass dadurch alles besser wird. Aber die Konflikte kommen – wenn alle die Bereitschaft signalisieren mitzumachen – auf den Tisch. Die Probleme liegen selten nur bei einer einzigen Person und selten nur bei einem einzigen Vorfall. Vieles hat eine historische Ursache und verdient eine gründliche Klärung. Und manchmal hilft alles nichts. Die Zusammenarbeit in einem Gremium ist dermassen zerrüttet, dass nur noch Rücktritt eine Chance auf einen Neuanfang bringen.

 

Doch dadurch geht in vielen Fällen wertvolles Know How verloren, weshalb eine solche Brachial-Lösung nach Möglichkeit umgangen werden sollte. Dies könnte der Beitrag einer aussenstehenden, neutralen Person sein, die sich mit allen zu verständigen versteht und mit Erfahrung und Augenmass eine Mediation durchführen kann. Ausmünden kann solches allenfalls schon mal in einem Reglement für die Behörde.