Wenn wiederholt weniger als zehn Prozent der Stimmberechtigten die Gemeindeversammlung besuchen, sollten die Verantwortlichen zur Qualitätssicherung der politischen Arbeit einen Einwohnerrat prüfen. Dies ist eine von vielen Thesen von Meinrad Schraner, der in einem Buch über seine Erfahrungen als Gemeinderat der Gemeinde Laufenburg berichtet.

Man müsse sich bewusst sein: Exekutivmitglieder von Gemeinden seien rund um die Uhr für die Menschen da, das habe sich in seinem Alltag, am Arbeitsplatz, in der Freizeit und in den Ferien bestätigt.

Während seiner Amtszeit seien ihm die sogenannten «weichen» Faktoren immer bewusster geworden. Man müsse bereit sein, das Amt über die Freizeit zu stellen. Die Familie bleibe der Rückzugsort für die Aufarbeitung von anstrengenden Momenten und zum Auftanken neuer Energie.

Aus Sicht von Schraner ist ideal, wenn ein Ratsmitglied über die erforderlichen Eigenschaften und Kompetenzen verfüge: Er sollte die Stärken und Schwächen, aber auch die Chancen und Potenziale der Gemeinde und der Region kennen.

Er wolle praktische Erfahrungen weitergeben, damit andere profitieren könnten, meint Schraner im Gespräch. Wert legt der Autor zudem auf eine umfassende und ausführliche Einführung in das Amt. Diese sei wichtig und wertvoll. Amtsübergaben müssten rechtzeitig angegangen werden und auch gut organisiert sein. Es gebe immer wieder Amtspersonen, die diese Phase des Übergangs unterschätzten. Das könne sich rächen und zu Mehrkosten sowie Projektverzögerungen führen.

Vorsicht sei geboten, wenn Personen nicht im Interesse der öffentlichen Sache antreten, sondern nur deshalb, weil sie ein bestimmtes Eigeninteresse verfolgen. Auch jene Parteien, die nur darum Personen portieren, um ihren angestammten Sitz im Gremium zu halten, erwiesen der Gemeinde möglicherweise einen schlechten Dienst.

Um eine Ratssitzung effizient zu gestalten, schlägt Schraner vor, dass die Ratsmitglieder die Unterlagen durch Nutzung von Online-Geschäftsverwaltungsprogrammen vorbereiten. Es gelte die Regel, wonach Geschäfte, die keine schriftlichen Kommentare generierten, diskussionslos genehmigt würden. Diese Regel ermögliche eine effiziente Sitzungsführung. Es dürfe keine sogenannten Überraschungsgeschäfte und keine Vetternwirtschaft geben.

Alle Mitglieder der Exekutive sollten zu Beginn der Legislatur Leitsätze für ihre Arbeit im Gemeinderat und gegenüber der Verwaltung unterschreiben und sich anschliessend daran halten. Ein Kompetenzenreglement müsse stufengerecht und rollenbasiert sein. Ein Entschädigungsreglement schaffe Verbindlichkeit.

«Es ist die Hauptaufgabe der Kommunalpolitiker mit den Menschen und für die Menschen in der Gemeinde Politik zu machen. Wenn das gelingt, wenn sich die Menschen verstanden fühlen, sind sie auch bereit mitzudenken. Die Gemeindeversammlungen werden wieder gut besucht sein. Der Job wird wieder attraktiv und gefragt sein.» Ist Meinrad Schraner überzeugt. «Gemeinden brauchen Führungspersönlichkeiten, die kompetent und authentisch sind. Gemeindepolitiker brauchen Herz und Verstand. Sie sollten die Geschichte der Gemeinde kennen und die Fähigkeit haben, die Geschichte zusammen mit den Stimmbürgern positiv weiterzuschreiben. Gemeindepolitiker müssen spürbar sein und verantwortungsbewusst handeln.»