Die Innerschweiz prescht elektrisch vor: im Kanton Zug übernehmen neu acht Elektrofahrzeuge die Kehricht- und Grünabfuhr.
08.05.2025 – Die Elektrofahrzeuge kosten rund doppelt soviel wie Diesel-Lastwagen. Dennoch wagt der Zweckverband Zeba gemeinsam mit dem Transportunternehmen R. Hürlimann AG eine Pioniertat. Seit Januar 2025 sammeln acht E-Kehrichtfahrzeuge im Kanton Zug in allen elf Gemeinden den Kehricht und die Grünabfuhr ein. Das Aufladen erfolgt über Nacht durch eine ABB-Infrastruktur wie Reto Hürlimann bekanntgibt.
Die feierliche Einweihung Ende Januar war gekoppelt an einen Zeichenwettbewerb für Schulkinder. Aus über 500 Einsendungen wurden acht Sujets gewählt für die neuen Fahrzeuge.
Wie kam man auf die Idee auf E-Nutzfahrzeuge zu setzen? Wer war die treibende Kraft? Die Frage geht an Heidi Oswald, Geschäftsführerin des Zeba.
Heidi Oswald: Im Bereich der Abfallsammelfahrzeuge sind elektrisch betriebene Fahrzeuge bereits erprobt. Die Stadt Thun hat beispielsweise bereits 2018 ein Hybridfahrzeug angeschafft. 3-Achs Fahrzeuge gibt es bereits «ab Stange» zu kaufen, bei den 4-Achs-Fahrzeugen braucht es noch Spezialanfertigungen.
Hat der Kanton auch mitgesprochen? Mussten Vorschriften geändert werden?
Der Kanton Zug hat das Abfallmonopol an die Gemeinden delegiert und diese wiederum haben den Abfallzweckverband Zeba mit der Abfallbewirtschaftung im Kanton Zug beauftragt. Der Kanton Zug resp. das Amt für Umwelt hat das Vorhaben immer unterstützt.
Gab es im Zweckverband unterschiedliche Stimmen oder waren alle von Anbeginn dafür?
Im Abfallreglement des Zeba ist festgelegt, dass der Verband für eine umweltschonende, kundenfreundliche und verursacherorientierte Abfallbewirtschaftung zu sorgen hat. Die Ökologie wird in unserem Verband hoch bewertet und aufgrund der zu erwartenden Kosten (über die gesamte Lebensdauer sind E-LKWs nicht teurer als fossil betriebene), waren alle von Anfang an dafür, dass elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben Fahrzeuge ausgeschrieben werden.
Es wurden acht neue Fahrzeuge angeschafft. Hat man die alten verkauft? Wenn ja, an wen?
Vor 2025 war der Kanton Zug in verschiedene Lose eingeteilt und drei Unternehmen haben sich diese aufgeteilt. Der vorgängige Auftrag wurde ebenfalls über die Laufzeit der Lebensdauer eines Fahrzeuges ausgeschrieben, sodass die «alten Fahrzeuge» amortisiert sind. Einige werden aktuell noch als Reservefahrzeuge verwendet, andere haben ihr Lebensende bereits erreicht.
Gemäss Artikel im Magazin Schweizer Gemeinde seien die Fahrzeuge zwar rund doppelt so teuer in der Anschaffung, über die ganze Lebensdauer aber nicht teurer als herkömmliche. Das klingt sehr positiv und man fragt sich, warum nicht mehr solche Fahrzeuge im Einsatz sind. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Gemäss meinen Informationen werden heute mehr elektrisch betriebene Abfallfahrzeuge ausgeliefert als fossil betriebene (Quelle: Contena Ochsner). Mit der Anschaffung des Fahrzeuges alleine ist es aber nicht getan. Es braucht auch eine entsprechende Ladeinfrastruktur. Und fast am wichtigsten ist, dass der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Würde nämlich Kohlenstrom eingesetzt, wäre die Ökobilanz der E-Fahrzeuge schlechter als bei den fossil betriebenen.
Wie sieht es aus, wenn bei den Kosten noch eine Speicheranlage dazukommt? Wie gross sind die Kosten der Beschaffung?
Speicherlösungen sind heute noch sehr teuer. Bei dem von uns beauftragten Sammelunternehmen denkt man in diese Richtung und hat bereits die entsprechenden Vorkehrungen für eine zukünftige Speicherlösung getroffen (haben sehr grosse PV-Flächen).
Die Fahrweise sei eine Herausforderung heisst es im Artikel. Können Sie mir Details geben?
Wichtig beim Fahren mit E-Fahrzeugen ist das Rekuperieren (das Wiederaufladen der Batterie beim «Bremsen»/»Herunterrollen»). Dies muss geübt werden. Auch bei winterlichen Verhältnissen brauchts eine angepasste Fahrweise, da die Energie direkt auf die Räder übertragen wird (bei Schnee drehen die Räder schnell durch).
Besonders beeindruckt hat mich auch der Wettbewerb mit den Kinderzeichnungen. Dies erachte ich aus verschiedenen Gründen als besonders sinnvoll. Es bezieht die Bevölkerung mit ein und sensibilisiert für ökologische Themen. Wie funktionierte die Jury und das öffentliche Voting dazu?
Die Geschäftsstelle hat zusammen mit einem Graphiker eine erste Vorauswahl aus 500 eingesandten Zeichnungen vorgenommen. Anschliessend hat eine Jury, bestehend aus Vertretern des beauftragten Sammelunternehmens (inkl. Chauffeur), des Verwaltungsrates, eines Graphikers und der Geschäftsstelle eine Auswahl vorgenommen. Das öffentliche Voting erfolgte via unsere Website (Voting: Neugestaltung Elektrolastwagen),inkl. Werbung bei allen beteiligten Klassen.
Vielen Dank für dieses Gespräch!