
«Ypsilon ischt gleich Zee und III und Geh.» Alle, die Volkswirtschaft an der Universität Bern studiert haben, kennen das: Die Formel des Bruttosozialprodukts. Y = C und I und G. Das Bruttosozialprodukt ist die Summe von Konsum, Investition und staatlicher Nachfrage. So weit, so gut. Aber theoretisieren wir gleich weiter in unserem Feld. Es gibt nämlich auch eine Gleichung für unseren Bereich. Er stammt aus meinem Systemischen Kommunalmanagement.
Standortförderung ischt gleich Standort-Entwicklung, plus Standort-Management plus Standort-Kommunikation. SF = SE + SM + SK.
Tönt fast wie bei Cato dem Älteren: Ein Ceterum Censeo.
Genau wie damals an der Universität Bern Prof. Dr. Bieri in jeder Vorlesung der Volkswirtschaftslehre die Formel des Y = C + I + G an die Wandtafeln schrieb, genauso ist es eigentlich bei der Formulierung zur Standortförderung. Sie ist die Summer aller Massnahmen in den drei Bereichen Standort-Entwicklung, Standort-Management und Standort-Kommunikation.
Die Formel des systemischen Kommunalmanagements, das ich definiert, beschrieben und dokumentiert habe und zu welchem viele Merkblätter in meinem Online Webshop geeignete Leitfäden enthalten.
Doch am Ende bleibt – habe ich schon oft in Workshops erlebt – die grosse Frage: Wer machts jetzt? Alles ist abgehandelt. Die Anforderungen sind definiert. Die Massnahmen sind bekannt. Man weiss was zu tun ist, um den Standort voranzubringen. Was als Notwendigkeit erkannt ist.
Doch nun kommt die Frage der Struktur. Bei wem siedeln wir nun die Standortförderung an?
Die Einstiegsfrage lautet: Schaffen wir eine neue Stelle oder siedeln wir die Standortförderung bei einer bestehenden Stelle an?
Wird eine neue Stelle geschaffen, geht es um die Frage: An wen rapportiert die neue Person. Und hierzu gibt es eine einzige klare richtige Bestimmung: So weit oben wie möglich. Standortförderung ist Chefsache. Also ist der Standortförderer dort anzusiedeln, wo auch die Nähe zum Chef ist. Und dies ist in einer Gemeinde der Gemeindepräsident. Lender of the last resort in Sachen Standortförderung ist der Präsident oder die Präsidentin der Gemeinde. Dies gilt als Richtschnur der Strukturdebatte.
Ist die Standortförderung nicht weit oben angesiedelt besteht die Gefahr, dass sie abgekoppelt ist, ein Eigenleben führt, schlecht sichtbar ist, was die Leistungen sind und man am Ende sang und klanglos darauf verzichtet obwohl eigentlich die Leistungen gut wären. Die Chefebene sieht und erkennt sie einfach zu wenig, was automatisch dazu führt deren Existenz in Zweifel zu ziehen. Mehr als irgendwo gilt in der Standortförderung: Tue Gutes und sprich darüber. Wichtig aber ist: Die Chefebene muss die Standortförderung nicht selber tun. Aber die Chefebene muss sie verantworten.
Zwischenbilanz I: Die Standortförderung ist Chefsache und hoch resp. nahe beim Präsidium anzusiedeln.
Das kann beim Gemeindeschreiber sein, beim Geschäftsführer (falls ein CEO-Modell besteht) oder in einer speziellen Stabsstelle.
Und jetzt kommt die grosse Frage der Kommunikation. Viele Gemeinden tun sich schwer mit dem Thema Kommunikation. Sie denken, zu kommunizieren ist lediglich das, was kommuniziert werden muss. Marketing-Aspekte sind ausgeblendet. Der Wettbewerb der Standorte ist kein Thema. Es herrscht eine kameralistische Kommunikation. Man tritt nach aussen immer dann, wenn es einfach nicht mehr anders geht und man Kommunikation als Pflichterfüllung leisten muss.
Standortförderung meint eine andere Kommunikation. Die Standort-Kommunikation beinhaltet die beiden Funktion Standortinformation und Standortvermarktung. Beides sind Elemente mit Werbewirkung.
Es gilt somit einerseits: Die Standort-Kommunikation, um die Aspekte des Marketings wahrzunehmen und zu erweitern und anderseits: Koordination zwischen Standort-Entwicklung und Standort-Management sowie der Standort-Kommunikation.
Zwischenbilanz II. Die Standortförderung hat Impulsfunktion auf die Gemeindekommunikation mit Blick auf die Standort-Kommunikation in den Funktionen Standortinformation und Standortvermarktung.
Erst dann wird es zu einer runden Sache.
Deshalb. Nach einer Beurteilung der Ausgangslage, der Analyse der Zielsetzungen und Massnahmen der Standort-Entwicklung, der Festlegung der Ziele in den Bereichen Ansiedlungsmanagement, Wirtschafts- und Wohnortförderung und der Definition der Aufgaben im Bereich der Standort-Kommunikation, geht es vor allem darum, jene Person zu finden, die geeignet ist, Standortförderung zum Nutzen der Gemeinde zu leisten. Es kann eine interne Person sein, deren Pflichtenheft im Sinne eines Job-Enrichments erweitert werden kann. Möglicherweise aber bedarf es eines aussen stehenden Profils, um die Aufgaben zu schultern.
Ihr
Bruno Hofer
21.07.2021