Nicht der Fachkräftemangel war schuld. Auch nicht der Umstand, dass niemand sich zur Verfügung stellen wollte, das Amt des Gemeindeammanns zu übernehmen. Dass Dorfhund Jessie allen Ernstes gewählt wurde, geschah spasseshalber.
Denn eigentlich wollte die Ortschaft gar nicht mehr regiert werden. Denn eine politische Verwaltung gibt es nicht. Die öffentlichen Belange werden in dieser «Schweizer Gemeinde» in fröhlicher Anarchie geregelt. Ein Polizist ist auch nicht im Einsatz. Hat jemand ein Problem, wendet er sich am besten an einen Nachbarn.
Diese «Schweizer Gemeinde» liegt in den USA und wurde von den Behörden «gewissermassen vergessen», wie die nzz schreibt. Sie ist nicht in eine Verwaltung eingegliedert. Die 38 Einwohner regeln ihre öffentlichen Belange in Klubs, die von Freiwilligen getragen werden.
Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Schweizer Auswanderer waren es, die in West-Virginia eine Gemeinde mit Namen «Helvetia» schufen. Dort liessen sie sich ab 1869 nieder und wurden immer mehr. Bis 1910 wuchs deren Zahl auf 500 Einwohner. Viele arbeiteten in der Kohleindustrie. In der Freizeit pflegten sie das Kulturgut ihres Heimatlandes: Rösti, Lieder, Alphörner. Doch die Industrie erfuhr einen Niedergang und die Abwanderung folgte. Jetzt sind es kaum mehr 40. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Auch in der richtigen Schweiz gibt es Dörfer mit weniger als 50 Einwohnern. Beispiele dazu sind Kammersrohr, Schelten, Berken, Cerentino und natürlich Bosco/Gurin. Ihnen ist zu raten, Standortförderung zu betreiben, um wieder zu wachsen oder mit anderen zu fusionieren. Sonst werden sie am Ende auch von einem Vierbeiner regiert.