Wie können sich Firmen für die Entwicklung ihrer Standorte einsetzen? Stimmberechtigt sind sie nicht, dies im Unterschied zu den Einwohnenden. Steuern zahlen müssen sie trotzdem, woraus sie ein Recht auf Mitbestimmung ableiten. Standorte sind deshalb gefordert, die Wirtschaft einzubeziehen. Dies nennt sich Wirtschaftsförderung, Pflege der ortsansässigen Unternehmen. Ein offenes Ohr haben, sie gut kennen, Hilfe leisten.

Eine institutionalisierte Form dafür hat die Stadt Dietikon im Limmattal gefunden. Dort besteht der Wirtschaftsrat. Er wird 2024 sein 20jähriges Bestehen feiern können. Gründer war der damalige Stadtpräsident Hans Bohnenblust.

Ziel ist die Beziehungspflege, eine aktive Wirtschaftsförderung und die Verbesserung der Standortattraktivität. An den viermal jährlich stattfindenden Aussprachen nehmen Delegierte der lokalen Wirtschaftsverbände teil. In Dietikon sind das die Industrie- und Handelsvereinigung (IHV), die Interessengemeinschaft Silbern (IG Silbern), die in der Person von Dieter Beeler auch einen Gebietsmanager beschäftigt, der Gewerbeverein Dietikon sowie die Netzwerkstadt, die vor allem den Detailhandel im Fokus hat.

Das Modell hat sich bewährt, ja es ist daraus auch einiges entstanden. So beispielsweise eine Wirtschaftsstrategie für die Stadt Dietikon, die wiederholt aufdatiert wurde. Oder es wurde zusammen mit der Wirtschaft und der Politik das Komitee «Vorwärts Limmattal!» gegründet für Verkehrslösungen in der Region Limmattal. Man will beispielsweise eine S-Bahn-Haltestelle im Gebiet Silbern im Westen von Dietikon an der Grenze zu Spreitenbach.

Das System stellt den Einbezug sicher und schafft Ideen und Synergien. Mittlerweile hat der Wirtschaftsrat zudem auch eine Entsprechung in einer Nachbarstadt gefunden. Ende 2021 wurde in Schlieren ein Wirtschaftsrat ins Leben gerufen.

 

Und bereits gibt es Diskussionen für eine Erweiterung. Im Dietiker Wirtschaftsrat soll auch die Start up-Szene Einzug halten. Dies forderte ein freisinniger Vorstoss im Stadtparlament. Die Antwort der Stadt-Exekutive fiel positiv aus. Allerdings müsse sich die Anspruchsgruppe erst mal richtig organisieren. Denn im Wirtschaftsrat sind nur Organisationen zugelassen, keine Einzelinteressen in Firmen. Über die Zulassung entscheidet übrigens nicht die Stadtexekutive. Der Wirtschaftsrat ist eine selbstergänzende Organisation, fast wie der Vorstand des IKRK.

Ihr

Bruno Hofer

Kommunal-Insider

05.08.2022