Landauf landab sind sie anzutreffen: Die Dorfchronisten und -Chronistinnen. Mit grosser Liebe jagen sie allen Details der Vergangenheit nach, derer sie habhaft werden können. Registrieren sie sorgfältig und breiten sie auf für eine staunende Nachwelt.
«Erzähl von früher» welcher Vater oder welche Mutter kennt nicht dieses Betteln der Jungmannschaft.
Es besteht kein Zweifel: Geschichten erzählen ist einerseits eine Lieblingsbeschäftigung für Erwachsene und ihnen zuzuhören freut Kinder und Heranwachsende.
Und wenn es auch nur darum geht festzustellen, dass heute alles besser ist als früher (obwohl das in dieser Form gar nicht stimmt).
Wir haben eine Vergangenheit und viele leben hauptsächlich darin. Das hat eine angenehme beruhigende nostalgisch-stimmende Seite, die geschätzt wird.
Gescheit aufbereitet, hilft Historisches aber auch für die Bewältigung der Aktualität. In der Gemeinde Mumpf jedenfalls gibt es eine Gruppe von Leuten um Gerhard Trottmann, die sich der Aufgabe verschrieben hat, das Vergangene von Mumpf nicht verlorengehen zu lassen. So hat Gerhard Trottmann im Jahre 2014 rechtzeitig zu Weihnachten seine «Mumpfer Heimatkunde» herausgebracht. Darin werden in 60 Kapiteln Inhalte der Vergangenheit dargeboten. Seine Recherchen dazu führten ihn bis nach Bern und Mainz.
Mehr noch: Sie haben daraus ein eigenes Wikipedia geschaffen. Wiki Mumpf ist das Online Lexikon zur Gemeinde.
Mumpf ist – wie das originale Wikipedia erläutert – eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im Bezirk Rheinfelden und liegt im Westen der Region Fricktal am Hochrhein, an der Grenze zu Deutschland.
Über Mumpf gibt es eben, so Gerhard Trottmann auf Anfrage, viele Dokumente in den Schubladen des Staatsarchivs Aargau, des Landesmuseums, der Nationalbibliothek und an anderen Orten. Eingelagert bedeuten sie kulturelles Erbe und sind doch einfach verschlossen und nicht einsehbar. Solches verfügbar zu machen sei das Ziel von Wiki Mumpf. Warum stellt man die Unterlagen aber dann nicht gleich direkt bei Wikipedia ein? «Für Mumpf kommt Wikipedia oder die Art von Wikipedia nicht in Frage. Das wäre vom Aufwand nicht zu bewältigen. Man müsste ständig den Änderungsverläufen nachgehen in manchmal furchtbar pingeligen Angelegenheiten. Auch ist die Ausstrahlung der WikiMumpf-Seite eine „heimeligere“ als Wikpedia es bieten kann.» Man prüfe aber alle Artikel nach eigenen WikiRegeln. «Wenn jemand eine Erweiterung oder Korrektur anzubringen hat, dem steht unsere Kontaktadresse zur Verfügung.»
Bleibt die Frage, weshalb diese historischen Dokumente nicht auf der Gemeindewebseite ihren Platz gefunden haben? Hierzu meint Gerhard Trottmann: «Wir haben uns so entschieden, um dem „Kulturellen Erbe“ der Gemeinde ein eigenes Gewicht zu geben.»
Für die Standortkommunikation würde sich an sich Wikipedia sehr gut eignen. Zu jeder Schweizer Gemeinde gibt es einen Eintrag. Es würde Sinn machen, gewisse Inhalte nicht auch noch auf den Gemeindewebseiten aufzulisten und sie zu belasten sondern diese direkt via Wikipedia zu verwalten. Denkt man in den Amtsstuben daran? Ich bin mir nicht sicher, fände es aber besser, man verwiese direkt auf Wikipedia. Dies gilt nicht nur für Historisches, sondern auch für aktuelle Informationen zu Daten und Fakten des Standortes. Was auch den Vorteil hätte, die Gemeindewebseite noch stärker in den Fokus eines Tools zu stellen, das auch Präsentationscharakter hat und den Ort mit Kernbotschaften bewusst und gezielt vermarktet.