Das Gemeinderating sagt viel aus über die Qualitäten von Städten und Gemeinden. Rund 1000 werden jedes Jahr evaluiert von der Firma IAZI und in der Handelszeitung kann man die Resultate je nachdem bejubeln oder bemäkeln. Sie stützen sich jedenfalls auf stabile Statistiken und geben ein absolutes Bild.

Standortbestimmungen sind jeweils eine gute Sache. Werden sie ergänzt durch Zu- und Wegzüger-Befragungen, mutieren sie zu einer Faktenbibliothek. Dann werden die absoluten Zahlen mit Beurteilungen ergänzt – also sozusagen relativiert.

Im Rahmen seiner verdienstvollen Benchmarking-Projekte hat der Kanton Zürich dem Gemeinderating etwas hinzugetan. Er führt Befragungen durch. Er hat für 2022 18 Gemeinden im eigenen und in den drei Kantonen Schaffhausen, St. Gallen und Aargau als Projektteilnehmer gewinnen können und eine systematische Zu- und Wegzügerbefragung durchgeführt. Die Projektidee dazu war bereits 2009 entwickelt worden und die Umfrage wird seit 2013 im Dreijahresrhythmus durchgeführt.

Teilgenommen haben dieses Mal Bremgarten, Dietikon, Gränichen, Herrliberg, Oberglatt, Rheinfelden, Rümlang, Schaffhausen, Spreitenbach, St. Gallen, Baden, Buchs, Bülach, Gossau (SG), Wil, Thalwil, Villmergen, Winterthur. Die Rücklaufquote war bei den Zuziehenden mit 27 Prozent leicht höher als beim Wegzug (23 Prozent).

Welches sind die Umzugsgründe? Ist es die Steuerlast? Gibt es Steuerflüchtlinge? Kaum. Nur bei rund 8 Prozent aller dokumentierter Umzüge wird angegeben, dass steuerliche Gründe ausschlaggebend waren. Bei der St. Gallen scheint es allerdings etwas mehr Steuerflüchtlinge zu geben. Hier liegt die Quote bei 16 Prozent. Vor Dietikon (13), Winterthur, Buchs und Oberglatt (11) sowie Wil und Villmergen mit 10. Thalwil Gränichen und Bremgarten scheinen Steueroasen zu sein. Hier ziehen nur ganz wenige der Steuern wegen weg.

Erwartungsgemäss sind es mehrheitlich private Gründe inkl. Berufssituation, die zur Veränderung bewegten.

Jedoch ist die Unzufriedenheit mit der Teilnehmergemeinde als Wohnort im Durchschnitt aller 18 Gemeinden in rund 5 Prozent aller Fälle ein ausschlaggebender Faktor. Doch auch hier gibt es Unterschiede nach Gemeinden. Besonders gross scheint die Unzufriedenheit mit dem bisherigen Standort für jene Menschen zu sein, die von der Gemeinde Dietikon wegziehen. Hier geben 13 Prozent aller Wegziehenden diesen Grund an. Gefolgt von Oberglatt (11), der Stadt Will (7), Spreitenbach (6), Stadt Gossau SG (6) und Bülach (6). Aus Rheinfelden, Herrliberg und Villmergen ziehen nur 2 Prozent aus Unzufriedenheit weg, aus Thalwil 3 und aus Rümlang und Bremgarten 4.

Konfliktuös können Wegzüge manchmal auch sein. So geben Wegziehende aus Oberglatt in 14 Prozent aller Fälle Probleme mit dem Vermieter, der Nachbarschaft oder Mitbewohnenden an. Thalwil (12) und Rheinfelden (9) folgen auf den Rängen. Villmergen ist mit 2 Prozent am «ruhigsten». Der Durchschnitt liegt bei rund 7 Prozent.

Interessant ist natürlich auch die Frage, weshalb jemand in eine neue Gemeinde zügelt. «Ich bin in die Gemeinde gezogen weil ich hier eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr habe.» Sagen 60 Prozent aller Neu-Thalwiler und -Thalwilerinnen, 56 in Rheinfelden, 53 für Baden, 49 in Winterthur und rund 45 für Dietikon. Interessanterweise ist es für Spreitenbacher nicht so wichtig. Nur 30 Prozent. Lediglich Bremgarten, Villmergen, Herrliberg und Gränichen liegen noch dahinter.

Die Wanderungsbewegungen sind auch klar abhängig von der Nähe zu grossen Zentrumsgemeinden (zb. Zürich). Dies trifft vor allem für Thalwil (>50 Prozent) zu, aber auch für Baden (44), Dietikon (40) und Spreitenbach (37).

Die Berichte geben somit viele Details preis. Ein Nutzen besteht jedoch nur, wenn Gemeinden diesen Resultaten Massnahmen folgen lassen.

Nach Angaben von Urs Utiger, im statistischen Amt des Kantons zuständig für das Projekt, findet jeweils mit den Gemeindevertretern eine Roundtable-Veranstaltung statt. «Darüberhinaus stellen wir die Resultate auf Wunsch in den Gemeinden vor.»

Eine analoge Umfrage bei Unternehmungen findet zurzeit nicht statt. Gemäss Utiger wäre das jedoch «eine interessante Erweiterung.»

Die Gemeinden bezahlen je nach Grösse die Durchführung der Umfrage selber. Der Preis beträgt zwischen CHF 5000 und 9000.-. Hinzu kommen noch ergänzende optionale Zusatzkosten. Somit bietet er Kanton Zürich einen Service an, den er kostendeckend zu erbringen gedenkt.

Die Berichte geben den Gemeinden ein Instrument in die Hand, um ihre Stärken und Schwächen nicht nur zu erkennen, sondern auch an ihnen zu arbeiten. Dies insbesondere durch den Einbezug in die Leitbilder und Legislaturziele sowie in die Kommunikation.