Die Pandemie hat die Nachfrage nach Wohnen in Haushalten kaum negativ beeinflusst. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Schwyzer Firma Real Estate Digital AG (Realmatch360) aufgrund der Analyse von Online-Suchabos bei Immobilienanbietern in der ganzen Schweiz.

Während der KOF-Konjunkturbarometer in den Monaten Februar und März 2020 massiv sank, gab die Wohnraumnachfrage nur unwesentlich nach. Sie stieg danach sogar wieder leicht an bis in den Mai hinein, wohingegen das KOF-Konjunkturbarometer weiter nachgab, wenn auch mit verringerter Tendenz.

Dieter Marmet, Autor der Studie, berichtet über auseinandergehende Beobachtungen der Immobilienbranche. «Während die einen von äusserst erfolgreichen Projektvermarktungen während der Lockdown-Phase berichten, melden andere, höchstens noch ein Drittel so viele Interessenten zu haben wie vor der Corona-Krise.»

Die Nachfrage nach Wohnraum in Mittleren Zentren und die Agglomeration um Mittlere Zentren haben zugelegt. Leicht abgenommen hat die Suche in den Grosszentren.

Entgegen gewisser geäusserter Vermutungen ist also keine Flucht in die peripheren Regionen zu beobachten.

Aussenräume wie Balkone und Terrassen werden hingegen bei Mietwohnungen signifikant stärker gesucht als vor der Pandemie.

Während der Pandemie-Zeit von Frühling 20 bis Januar 21 folgte die Wohnraum-Nachfrage im Mietwohnungs-Sektor einer Buckel-Kurve. Ein Anstieg bis über den Sommer hinweg mit einem Rückgang im Monat Oktober. Die Nachfrage nach grossen bzw. teuren Wohnungen lag jedoch immer über als jener nach kleinen bzw. kostengünstigen Behausungen. Keinen Einbruch erlebte demgegenüber die Nachfrage nach Wohneigentum. Die Kurven hier bleiben oben bis ins Jahr 2021 hinein.

Je länger die Pandemie andauerte, umso grösser wurde die Nachfrage nach Zweitwohnungen. Fehlende touristische Möglichkeiten begann man zu kompensieren mit einem neuen Fokus auf eine Ferienwohnung an einem attraktiven Ort.

Als sich ab Mai 2021 der KOF-Konjunkturbarometer wieder zu erholen begann, reagierte jedoch die Wohnungsnachfrage kaum. Sie verharrte relativ unbeeinflusst im oben beschriebenen Umfeld.

Welche Schlüsse sind nun aus diesen Daten zu ziehen?

Die Frage geht an den Immobilien-Experten Dieter Marmet: «Die Wohnungsnachfrage reagierte offensichtlich weniger volatil auf den Pandemie-Schock als die Erwartungen für die Konjunkturentwicklung. Dazu kommt, dass das Wohnen während des Lockdowns eine Neubewertung erfuhr. Gefragt waren grössere Wohnungen mit einen Aussenraum, die durchaus auch etwas weiter weg vom Arbeitsplatz liegen durften.»

Das Beispiel zeigt wie wichtig es ist, über Daten zu verfügen, die sich auswerten lassen und auf konkrete Fragen klare Antworten geben. Nur so lassen sich Fehleinschätzungen vermeiden die lediglich auf vagen Vermutungen basieren.

 

Ihr

Bruno Hofer

18.10.2021