
Besonders schön wohnt man natürlich am Vierwaldstättersee. Aber nicht für alle geht das. Warum hat Giorgio Behr, Unternehmer, Rechtsanwalt und Universitätsprofessor seinen Wohnsitz in Buchberg (SH) bezogen? Ohne Seesicht! Normalerweise stehen Antworten auf solche Fragen nicht in der Neuen Zürcher Zeitung. Wir wissen in der Standortförderung wenig darüber, wie solche Standortentscheide zustande kommen. Meines Wissens gibt es keine systematischen Studien dazu. Es mögen berufliche Gründe sein, die eine Standortwahl beeinflussen. Möglich auch, dass familiäre Gegebenheiten den Ausschlag geben. Er arbeitet in X, sie in Y und der Wohnort Z liegt halt zwischendrin. Oder man findet eine Perle von einer Behausung, die man mit Leben füllen möchte zum Geniessen.
Oder aber es handelt sich um eine Empfehlung. Und jetzt sind wir wieder bei Giorgio Behr. Es steht tatsächlich in der Neuen Zürcher Zeitung, weshalb Giorgio Behr mit seiner Familie und seinem ganzen Geld nach Buchberg (SH) zog.
«Eigentlich wollte ich nach Eglisau ziehen», gibt Behr nämlich zu Protokoll in der Ausgabe vom 31.05.2022. «Aber meine Frau kannte eine Kollegin, die im südlichen Kantonsteil (von Schaffhausen red.) unterrichtete und von Buchberg» (und jetzt kommts!) «schwärmte».
Da war’s also! Jemand ist als Botschafterin für ihren Standort unterwegs. Wie herrlich! Wenn es der Gemeindeexekutive gelingt, aus ihrer Einwohnerschaft lauter Schwärmende zu machen, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Aber hören wir die Geschichte weiter:
«Wir fuhren für eine Besichtigung hin» berichtet Behr weiter «und es gefiel uns so gut, dass wir dort Land kauften und bauten».
Und wenn sie nicht gestorben sind….. etc.
Was lehrt uns die Geschichte? Liebe Gemeindeverantwortliche: Machen Sie Ihre Einwohnerschaft mit coolen Massnahmen der Wohnortförderung zu Botschaftern Ihres Standortes. Schaffen Sie Foren der Vernetzung. Beleben Sie den Kultur-Kult Ihrer Gemeinde. Machen Sie etwas Neues, etwas Unerwartetes. Helfen Sie neuen Ideen zur Bekanntheit. Beispiel gefällig? Hier eines aus einer meiner Lieblingsgemeinden Rheinfelden. Hier hat das City-Management um Corinne Caracuta wieder Publizität für eine kecke Idee geschafft. Es gibt dort seit Mai auf dem Inseli ein sogenanntes Food Bike – das Mundrad. Im Rahmen eines Konzepts zur „saisonalen & mobilen Gastronomie“ in Rheinfelden konnte auf dem Inseli dieser Standort bewilligt werden. So soll die Aufenthaltsqualität an diesem Ort aufgewertet werden, um Besuchenden eine willkommene Verpflegungsgelegenheit zu bieten. Überzeugen Sie sich selbst: Link. Es muss nicht immer alles digital sein, um verlockend zu wirken. Wichtig ist einfach das Engagement. Dann beginnen plötzlich die Menschen zu schwärmen und betuchte Steuerzahlende fliegen von selbst hinzu.
Ihr
Bruno Hofer
Kommunal Insider
03.06.2022