Das Dörflein Splügen erhielt 1995 den Wakker-Preis. Das ist nachvollziehbar. Auch Bern und Altdorf erhielten ihn schon. Auch das ist verständlich. Dieses Jahr jedoch ging der Preis an keine Stadt und an kein Dorf, sondern an einen Verein. Sein Name: Birsstadt.
Wie kam das zustande? Gelgia Herzog, Geschäftsleiterin, erläutert: «Wir waren sehr erstaunt, dass wir angefragt wurden, gaben aber dann gerne umfassend Einblick in unser Wirken.» Birsstadt ist ein Verein, der ähnlich funktioniert wie andernorts Gemeindeverbände. «Aber unser Verein fällt seine Entscheide gestützt auf die Budgetprozesse der Gemeinden, die in deren Autonomie fallen.» Es ist fast wie bei der Tagsatzung im Mittelalter. Sie konnten sich zwar in Baden treffen (übrigens auch eine Wakker-Preis-Trägerin, mussten aber zurück, um Instruktionen zu holen für die Beschlussfassung.
Ganz so umständlich funktioniert Birsstadt jedoch nicht. Projekte werden relativ rasch beschlossen und angestossen. Eine fängt an, die anderen ziehen mit. Gemeinsam will man die Region voranbringen. Und es funktioniert, wie Gelgia Herzog bestätigt. «Mit Dornach ist sogar eine Gemeinde aus dem Kanton Solothurn mit dabei. Das zeigt, dass wir auch interkantonal erfolgreich sind.»
10 Gemeinden mit total 95’000 Einwohnern umfasst die «Birsstadt». Und eine sehr grosse Anzahl Frösche. Diese standen im Zentrum eines der ersten Projekte, die vom Verein Birsstadt realisiert wurde. Auf dem Areal der ehemaligen Kläranlage von Reinach wurde ein Weiher geschaffen, der heute eine Unzahl Frösche beherbergt und als ein Hort der Erholung für die Bevölkerung dient. Mit Brätelplatz und Spielraum für Kinder.
Das Beispiel zeigt hervorragend, wie Gemeinden regional positiv zusammenarbeiten können. Ein Hintergrund für das Zustandekommen dieses Vereins dürfte jedoch auch die Rechtslage darstellen. Im Gegensatz zu anderen Kantonen verfügt der Kanton Basellandschaft nicht über eine Vorschrift, die jeder Gemeinde vorschreibt, sich regional in einem Raumplanungsverband anzuschliessen. Solche Verbände sind hier unbekannt. Es gibt zwar eine Norm im Raumplanungs- und Baugesetz, wonach sich Gemeinden «zum Zwecke einer koordinierten räumlichen Entwicklung zu Regionalverbänden» zusammenschliessen könnten. Doch blieb dies toter Buchstabe. Denn man müsste sich dafür als Zweckverband organisieren und das hat bisher niemand getan. Obwohl Kantonsbeiträge winken würden.
Für den Heimatschutz war wesentlich, dass der Verein Birsstadt eine unkoordiniert gewachsene Landschaft in der Agglomeration Basel zurückerobert. «Unter dem Dach eines Vereins werden die industrielle Vergangenheit weiterentwickelt, das stolze baukulturelle Erbe bereichert und der Naturraum gestärkt.“
(Bild: zvg, Verein Birsstadt, Christian Jaeggi)