Turgi wird abgeschafft. Für alle ist das traurig. Also für alle zumindest, die in Turgi sind oder einen Bezug dazu haben. Warum abgeschafft? Weil die Gemeinde mit der Stadt Baden fusioniert. Doch vorher wird noch einmal tüchtig gefeiert. Denn 2023 begeht Turgi das 140jährige Jubiläum. Nicht gerade viel, wenn man mit anderen Gemeinden in der Schweiz vergleicht. So wird beispielsweise Spreitenbach – auch eine Gemeinde im Aargau – 900 Jahre alt im nächsten Jahr. Das kurze Turgi-Leben kommt daher, dass die Turgemer lange Zeit ein Teil von Gebenstorf waren. Die wirtschaftliche Prosperität liess sie aber die Unabhängigkeit anstreben, was 1884 gewährt wurde. Seither ist Turgi selbständig. Doch heute haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Man sucht einen neuen Anschluss.

 

Vorher aber: Turgi will nicht, dass alles vergessen geht. Deshalb wird jetzt ein Gedächtnisspeicher angelegt. Darin können alle etwas hineintun. Es ist ein Mitmach-Projekt für die ganze Bevölkerung. Eine Webseite wurde eröffnet und jedermann ist herzlich eingeladen, Texte und Bilder hochzuladen. Und es wird bereits genutzt. So ist beispielsweise sdas Leben des Schneidergesellen Hermann Müri bereits dokumentiert. Und vieles mehr.

 

Ich finde das ganz generell eine gute Idee. Und zwar nicht nur für Gemeinden, die verschwinden. Das Festhalten von kommunalen Erinnerungen fördert den Zusammenhalt, das Wir-Gefühl. Das gilt für alle Gemeinden. Zwar gibt es Facebook-Seiten mit dem Titel «Du bisch vo… wenn…», was aber relativ zufällig daherkommt, anekdotisch ist und oberflächlich.

 

Ein Gedächtnisspeicher mit einer separaten Webseite öffnet Potentiale des lokalen Mitmachens. Natürlich gehört ein Kümmerer dazu, was auch in Turgi der Fall ist. Gemeindeverantwortliche sind hier im Lead.

 

Wann legen Sie in Ihrer Gemeinde einen Gedächtnisspeicher an? Es würde sich sicher lohnen. Vielleicht wird Ihre Gemeinde ja auch mal fusioniert. Und da kann ein Gedächtnisspeicher vor der Abstimmung eine psychologische Wirkung entfalten. Viele fürchten ja, dass eine Fusion zum Auslöschen führt. Mit einem Gedächtnisspeicher könnte dieses Argument ein wenig entkräftet werden.