Es gibt sie, die positiven Wirtschaftseffekte beim Bau eines Endlagers. Zu diesem Schluss kam die Studie «Beschaffungswesen und Regionalwirtschaft». Sie wurde vom Bundesamt für Energie initiiert und vom Institut für Systemisches Management und Public Governance in St. Gallen erstellt. Fazit: Die Auswirkungen sind überschaubar (Blog vom 15.09.2021). Welche Organisationsstrukturen sich am besten eignen, um diese Chancen für die regionale Entwicklung zu optimieren, dazu hat jetzt das Bundesamt für Energie eine Folgestudie in Auftrag gegeben, wie Roland Scherer, Studienleiter bestätigt: «Da sind wir jetzt dran.» So werden verschiedene Beispiele von Organisationsmodellen auch aus dem Ausland analysiert und auf deren Anwendbarkeit für die möglichen Standortregionen untersucht.


«Der wirtschaftliche Nutzen für eine Region ist umso grösser, je besser die Unternehmen auf die Auftragslage angepasst sind.» Hier gelte es, gemeinsam Weichen für die Zukunft zu stellen. Denkbar ist zum Beispiel ein spezifisches Ansiedlungsmanagement mit Blick auf die erwartete Auftragslage.

Doch auch die Vergabepolitik spiele eine Rolle. Werden eher kleine Lose vergeben, haben regional ansässige Unternehmer eher eine Chance, als wenn der ganze Auftrag an einen Generalunternehmer geht, der die Aufträge nach seinen Wünschen vergeben kann.

Eruiert wird auch die Fragestellung, wer aktiv werden muss. Ist dies der Gemeindeverband als regionaler Entwicklungsträger, die Organisation der Regionalkonferenz, welche die Interessen im Sachplanverfahren steuert? Oder sind es die Wirtschaftsverbände und die Standortförder-Organisationen, wenn es um das Talentmanagement geht oder um spezifische Fragen der Weiterbildung? Auch der Zuschnitt der drei möglichen Standortregionen eines Tiefenlagers, die Gemeinde- und Kantonsgrenzen überschreiten und sogar die deutschen Nachbarn mit einbeziehen, muss dabei Berücksichtigung finden.

 

Zudem geht es auch um den Einbezug der Einwohnerschaft. So verweist Scherer im Gespräch auf das Beispiel des Brenner-Basistunnels. wo sich die Betroffenen regelmässig mit den Bauträgern austauschen können, um Positives und Negatives zu thematisieren.

Für Scherer ist wichtig, dass die Verantwortlichen und Interessierten überhaupt aktiv werden. Eine strukturierte gezielte Einflussnahme im Voraus erhöht die Chancen, das Tiefenlager erfolgreich in die regionale Entwicklung einzubetten. «Wer nicht handelt, vergibt sich Chancen.» Aber welche Art des Eingreifens ist am meisten erfolgversprechend? Hierzu will die Folgestudie Antworten liefern.

Wir bleiben dran!
Ihr

Bruno Hofer

11.10.2021