
Die jüngste Tagung der Regionalentwickler aus der ganzen Schweiz zeigte es erneut auf: Es braucht Vordenker auf regionaler Ebene, die nicht nur neue übergreifende Trends wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung einbeziehen, sondern auch neue Zusammenarbeitsformen wie Co-Kreation andenken.
Dies, obschon unser Land nur drei und nicht vier bestimmende Ebenen kennt: Die kommunale Ebene, den Kanton und den Bund. Von Regionen ist nicht die Rede. Sie haben nicht das Sagen. Obwohl in der Statistik in funktionalen Räumen gedacht wird und es auch immer wieder gerade in der Raumplanung darum geht, grenzübergreifend und grenzüberschreitend zu denken – Regionen sind ohne Befugnisse.
So war die vom Verband RegioSuisse organisierte und durchgeführte zweitägige Veranstaltung aus meiner Sicht gehaltvoll und sehr interessant. Es waren denn auch fast alle Regionen der Schweiz (Teilnehmerliste) dabei und darüber hinaus sogar eine Abordnung aus Österreich, die teilweise auch per Zoom beigeschaltet wurde. Hier wurde aufgezeigt, wie wichtig Denken und Handeln in regionalen Räumen ist.
Programmpunkte (Auswahl)
Wie werden neue Themen wie Nachhaltigkeit, Resilienz und Partizipation bei den regionalen Entwicklungsträgern aufgenommen?
Wie sieht die Zukunft von Form und Struktur der regionalen Entwicklungsträger aus?
Welches ist die Rolle der Regionalen Entwicklungsträger bei der Gestaltung und Umsetzung von NRP’s?
Welche Rollen spielen Frauen in dieser traditionell von der Männerwelt dominierten Branche?
Präsentation des Programms Energie-Region des Bundesamtes für Energie.
Wie wirkt das Thema Kreislaufwirtschaft in den Gefässen der Regionalentwicklung?
Ein gehaltvolles Programm für die beiden Tage, das abgeschlossen wurde durch eine Exkursion nach Ebikon zur Firma Schindler (Aufzüge).
Das Feedback der Teilnehmerschaft war denn auch durchaus positiv. «Ich habe den Austausch in den verschiedenen Ateliers sehr geschätzt» meint beispielsweise Judith Arpagaus, Geschäftsleiterin von Fricktal Regio in Laufenburg. „Für mich war interessant zu erfahren, wo andere Regionen stehen, wo sie Erfolge haben, wie sie aktuelle Themen anpacken, was funktioniert und auch was weniger funktioniert. Da die Teilnehmenden in jedem Atelier anders zusammengesetzt waren, konnte ich einige neue Regionalmanager/-innen kennenlernen und den Austausch pflegen.“
Marco Lier, Geschäftsleiter Regionalentwicklung Viamala, stimmt zu: „Es ist sehr interessant, Einblick in die Themen und Projekte anderer Regionen zu erhalten. Und gleichzeitig ist es immer wieder spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Regionen sind und wie vielfältig die Schweiz ist.“
Für Roger Brunner, Geschäftsleiter der IDEE SEETAL im Luzerner Seetal, hat die Tagung seine Haltung bestärkt, dass es in den Regionen darum geht, sowohl die Strategie- als auch die Projektarbeit im Sinne eines regionalen Leaderships weiterzuentwickeln, um eine regionale Zukunftsfähigkeit und Resilienz als Daueraufgabe aufzubauen.
Für die Zukunft dieser Anlässe wünscht man sich da und dort allenfalls einen stärkeren Einbezug der Gemeindeebene, eine etwas verminderte Neue Regionalpolitik (NRP)-Projektlastigkeit und einen Fokus auf die analoge Form. Zudem wurde der Vorschlag in den Raum gestellt, Gross- und Kleinregionen in ihren Unterschieden zielgerichteter abzuholen.
Die Tagung zeigte aus meiner Sicht auf, dass die kommunale Ebene ohne eine regionale Bewusstseins-Vernetzung suboptimal unterwegs ist, was die Entwicklungsmöglichkeiten betrifft. Der ausschliessende Fokus auf die Gemeindeautonomie mag für die Abarbeitung der Alltagsgeschäfte angemessen sein. Zur Bewältigung von Zukunftsfragen reicht dieser Fokus jedoch nicht aus. Standorte stehen zwar im ständigen Wettbewerb, doch auch dieser wird besser bewältigt, wenn man gemeinsame Herausforderungen auch zusammen anpackt und sich einbringt.
Ihr
Bruno Hofer
Kommunal Insider
05.06.2022