
Onlinehandel und Home Office: Das sind die beiden grossen Veränderungen, die unseren Alltag auch in Zukunft prägen werden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Raumplanungsverband EspaceSuisse in seinem Bericht «Post Corona».
Drei Folgen werden diese Trends für die Zukunft haben, urteilen die Autoren.
Folge eins: Mehr Platzbedarf in Wohnungen im ländlichen Raum. Da viele teilweise zuhause arbeiten und dort Raum und Ruhe für ihr Arbeiten benötigen, dürfte dies die Nachfrage nach grösseren Wohnungen mit viel Wohn- und Nutzfläche erhöhen. Gerade Familien mit Kindern dürften verstärkt Wohnraum in preisgünstigeren periphereren Regionen suchen. Die Folge für die Raumplanung: Druck auf die Siedlungsfläche wächst.
Folge zwei: Veränderungen bei den Pendlerströmen. Das Generalabonnement der SBB das freie Fahrt auf Bahn und Bus bietet dürfte künftig weniger oft nachgefragt werden. Dies deshalb, weil auch in entfernt vom eigentlichen Arbeitsplatz angesiedelten Wohngebieten nicht mehr tagtäglich ins Büro gependelt wird. Die tägliche Nutzung der OeV-Angebote ist aber die Voraussetzung dafür, dass sich der Erwerb eines Generalabonnements auch wirklich lohnt.
Folge drei: Der zunehmende Online-Handel hat die Situation bei den Versorgungsmöglichkeiten in den Innenstädten weiter verschärft. Die Ladengeschäfte in Flaniermeilen in Zentren von Gemeinden haben es immer schwerer. Die Studie kommt zum Schluss, dass neue Angebote gefunden werden müssen. Möglich, dass Co-Working Spaces in ebenerdigen, zentral gelegenen Örtlichkeiten mit gutem Zugang ein Markt sind. Oder es könnten auch Non-Profit-Läden sowie soziale und kulturelle Angebote und kleinere Handwerksbetriebe hier eine Bleibe finden.
Eines ist sicher: Die Pandemie bietet Herausforderungen für die Disziplin der Raumplanung. Wenn ich auch im Bereich des Home Office etwas skeptisch bin. Meine Berufserfahrung hat mich gelehrt: wer nicht vor Ort seinen Turf verteidigt, verliert an Einfluss im Team in der Firma oder in der Organisation. Das ist natürlich dann problemlos, wenn ohnehin alle daheim arbeiten. Sonst weniger. Woran ich jedoch glaube, ist an die Verselbständigung von onlinefähigen Aufgaben. Hier tun sich singuläre Startup Chancen auf.
Ihr Bruno Hofer
23.07.2021