Rote Bank in Rooter Gemeinde

Es ist vorbei mit Freizeit und Ausruhen. Die treffend bemalten und beschrifteten Ruhebänke in der Gemeinde Root (vgl. Bild) dürften nun für längere Zeit leer bleiben. Die hier wohnenden Menschen haben jetzt keine Zeit mehr für Spaziergänge und das Chillen. Sie müssen arbeiten wie wild im Schweisse ihres Angesichts. Nicht etwa deshalb, weil sie sich früher zu oft auf diesen tollen Bänkli ausgeruht hatten. Auch nicht deshalb, weil sie sich sonstwo ausgetobt hatten, statt zu arbeiten. Sondern weil sie mehr Steuern zahlen müssen. Und das will zuerst erarbeitet werden.

 

Es ist im Grunde einfach eine mathematische Kuriosität, die an das erinnert, was man beim Monopoly manchmal erlebt. Man zieht eine Karte und es heisst «Gehen Sie auf dem direkten Weg ins Gefängnis» und zahlen Sie gleich noch eine saftige Busse. Pech gehabt.

 

So trifft es Root. Root wird Steuern erhöhen müssen, weil der Kanton Steuern senken will. So einfach ist das. Der Totalausfall einer Steuerreform im Kanton Luzern kostet die Rooterinnen und Rooter CHF 3,18 Millionen oder CHF 589.43 pro Kopf. Auch andere Gemeinde leiden, aber keine so stark wie Root. So berichtet es die Luzerner Zeitung in ihrer Ausgabe vom 03.12.2022.

 

Der Kanton hält sich durch seine Steuersenkung auf eine andere Weise schadlos. Weil Präsident Biden anregte, weltweit die ganz Grossen stärker zu besteuern, gibt es Mehreinnahmen für den Kanton Luzern. Was die eine Hand abgibt, macht die andere hohle internationale Hand wieder wett. Zumindest teilweise. Die Milchbüechlirechnung sieht so aus: Der Kanton schenkt den Firmen 80 bis 95 Millionen. Er erhält auf der anderen Seite dank dem «Weltsteuergeist» CHF 55 Millionen zurück. Heimlifeisserweise behält er davon fast alles bei sich. Den Gemeinden mag er nur ein Trostpflästerli von CH 20 Milliönli aufkleben. Jetzt ist Zoff im Kessel. Die roten Köpfe von Root dürften zum Virus werden, der auch andere Gemeinden ansteckt. Die durch die Gesamtsteuerreform (Entlastung minus Kompensation) sich ergebende Resultante hat je nach Gemeinde sehr unterschiedliche Auswirkungen. Themen wie Patentbox und Forschungsabzüge führen zu komplexen und von aussen nur schwer durchschaubaren und nachvollziehbaren gemeindeindividuellen Resultaten.

 

Es ist wie häufig in der Politik: Wenn man zu viel auf einmal in eine Vorlage packen will, zu viele Fliegen mit einer Klappe treffen möchte, dann kommt es unter Umständen ganz anders heraus als man dachte. Vor allem bei Steuervorlagen ist das der Fall. Wer in dieses Mecchano eingreift, bewegt sich nicht mehr im Rahmen einer exakten Wissenschaft, sondern tritt eher in einen Voodoo-Zirkel ein.

 

Der Luzerner Regierungsrat Reto Wyss dürfte wohl als Finanzingenieur gut beraten sein, noch mal über die Bücher zu gehen. Die Vernehmlassungsfrist zum Gesetzentwurf läuft am 17. Februar des nächsten Jahres ab.

(Bildlegende: Rote Bank auf Rooter Grund. Bild: Bruno Hofer)