Riniken, 16.04.2024 – Immer wieder wird gerätselt, ob Standortförderung eigentlich etwas bringt oder nicht. Von der Intuition her müsste man eigentlich meinen, etwas tun sei besser, als alles sich selber überlassen. Doch evidenzbasierte Untersuchungen sind rar. Hier gibt es aber eine. Fragestellung: Bringen einzelbetriebliche Fördergelder des Staates einen volkswirtschaftlichen Nutzen? Dieser Frage ging ein Bericht in Deutschland nach. Er evaluierte ein Förderprogramm, dessen Ziel die Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur war. Es trägt die Bezeichnung „Evaluation der Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur‘ (GRW)“. Das Förderprogramm unterstützt Investitionsprojekte von Betriebsstätten und Gemeinden. Sein Ziel ist es, dauerhafte und hochwertige Arbeitsplätze zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Es wurde Geld gesprochen.
Förderberechtigt waren alle Firmen, die nicht nur für den lokalsten Bedarf produzierten, sondern quasi «über den Bauchnabel hinaus». Ein überregionaler Absatz der Güter musste gewährleistet sein. Für zahlreiche Branchen galt diese Voraussetzung automatisch als erfüllt.
Untersucht wurde der Zeitraum zwischen 2009 und 2020.
Die Evaluation stellte fest, dass die Fördergelder eine deutlich positive Wirkung auf das Beschäftigungswachstum hatten. Auch für die Medianlöhne ist ein leichtes Wachstum nachweisbar. Doch die Details waren noch etwas interessanter. Schaut man nämlich auf das Qualitätsniveau der Jobs, so sind im Rahmen der Förderung die Hochqualifizierten gegenüber den Niedrigqualifizierten zurückgegangen. Das heisst nicht, dass sie absolut abgenommen hätten, aber die Zahl in den Niedriglohnsegmenten stieg stärker durch die Förderung.
Grösser waren die Effekte zudem bei kleinen und mittleren Firmen und jenen des Dienstleistungssektors im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe.
Für die Zukunft sollen nun die Ziele neu gewichtet werden. Gerade im Zeitalter des Fachkräftemangels komme der Produktivitätssteigerung neues Gewicht zu, heisst es in der Evaluation. Auch die klimaneutrale Produktion wird in den Evaluationskriterien stärker berücksichtigt.
Hintergrund: In Deutschland setzten Bund und Länder in der Periode von 1991 bis 2022 landesweit kumuliert 72 Mrd Euro ein. Diese Mittel waren zum Teil co-finanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).