Für gegen einer Million Schweizer Franken soll der Wirtschaftsstandort Baden mit seinen zahlreichen internationalen Unternehmungen in den nächsten Jahren stärker vernetzt und positioniert werden. Das ist das Ziel einer Offensive unter dem Titel «Internationaler Wirtschaftsstandort Baden 4.0». Auch die Wirtschaft soll ihren Obulus beitragen. Was es damit auf sich hat und wie sich das Ganze in die Strategie des ganzen Limmattals zwischen Baden und Zürich einordnen lässt, erläutert Thomas Lütolf, Leiter der Kontaktstelle Wirtschaft in Baden im heutigen 5-Fragen-Interview.

 

Kommunalmanagement: Thomas Lütolf, es ist ganz klar: Die Stadt Baden im Kanton Aargau hat Grosses vor. Eine Offensive mit dem Titel «Internationaler Wirtschaftsstandort Baden 4.0» soll starten. Ist «international» nicht ein bisschen hoch gegriffen?

 

Thomas Lütolf: Nein, keineswegs. Die Exportindustrie hat in Baden grosse Bedeutung. Im Bereich Energie und Elektrotechnik sind ABB, Accelleron, Ansaldo, Axpo, GE, Hitachi Energy oder Infosys weltweit tätig, im Bereich Med-und Healthtech beispielsweise Dectris und Varian. Dazu kommen starke Nischenplayer und natürlich viele Zulieferer aus der allein in der Stadt über 2’700 Firmen zählenden KMU-Szene. Die Internationalität spürt man auch im Alltag auf Schritt und Tritt, z.B. in den Restaurants, wo überall Englisch gesprochen wird, oder im Bereich Kultur. Die Kinos in Baden gehören zu den wenigen, die stets englischsprachige Filme untertitelt statt auf Deutsch übersetzt abspielen.

 

Kommunalmanagement: Die Vernetzung soll also gefördert werden auch zwischen KMU und Grossfirmen. Ist an Grossanlässe gedacht?

 

Thomas Lütolf: Ja, unbedingt. Die nachhaltige Wirkung von Meetings und Kongressen zur Stärkung der ansässigen Wirtschaft wird häufig unterschätzt. Dabei liegt das Potenzial auf der Hand: Warum sollen die hier vorhandenen international einzigartigen Kompetenzen in Forschung/Entwicklung, Engineering und Prototyping für Fachtagungen irgendwo hinreisen, wenn hier und in der Region besonders leistungsfähige Infrastruktur vorhanden ist?

 

Kommunalmanagement: CHF 400’000 hat das Parlament der Stadt Baden bereits gesprochen, CHF 400’000 sollen von der Wirtschaft kommen. Wie viel ist schon da? Bis wann soll die Sammlung beendet sein?

 

Thomas Lütolf: Rund CHF 100’000 wurden von der Wirtschaft bereits im und fürs laufende Geschäftsjahr gesprochen. Das ist ein starkes Zeichen und verpflichtet, rasch an die Umsetzung zu gehen. Anfang 2024 sind die finanziellen Spielregen zu entscheiden, wie die weiteren mindestens CHF 300’000 bis Ende 2026 in der Wirtschaft geleistet werden.

 

Kommunalmanagement: 26 Partner haben Mitte August das Projekt lanciert. Wer ist dabei?

 

Thomas Lütolf: Es sind inzwischen 27 Partner. Dazu gehören internationale und nationale Firmen wie ABB, Accelleron oder Infosys und Konnex. Dabei sind aber auch Bildungs- und Forschungsinstitute wie das Paul Scherrer Institut oder die Fachhochschule Nordwestschweiz. Mit zahlreichen weiteren Interessierten laufen Gespräche.

 

Kommunalmanagement: Will die Offensive auch die Entwicklung der Limmattalstadt fördern oder ist es ein insulares Projekt?

 

Thomas Lütolf: Die Stadt Baden ist zwar Initiantin, doch sind sich alle bewusst, dass es um Kraft für die und aus der Region geht. Dazu gehört natürlich auch das Limmattal mit seiner vorbildlichen Entwicklung in Schlieren und Dietikon. Konkurrenz wäre der falsche Ansatz. In Zentrum steht die Zielsetzung der Public Private Partnership, die Innovationsgeschwindigkeit in der Region steigern zu können. Der Wirtschaftsstandort Baden kann sich dann weiterhin gut entwickeln, wenn er im übergeordneten Wirtschaftsraum seine nützliche Rolle findet. Das Bewusstsein für die überregionale Vernetzung spiegelt sich auch im gewonnen Partnerkreis mit Digital Switzerland, ETH Transfer, Hightech Zentrum Aargau, Parkinnovaare, PSI und Fachhochschule Nordwestschweiz und seitens öffentlicher Hand mit dem Kanton Aargau.

 

Kommunalmanagement: Vielen Dank für dieses Gespräch.

 

Thomas Lütolf ist Leiter der Kontaktstelle Wirtschaft in der Stadt Baden.