Ein Mäzen zieht sich aus der Limmattaler Standortförderung zurück. Auf einen Schlag verliert die Limmatstadt AG einen sechsstelligen Unterstützungsbeitrag. Dieser Beschluss war absehbar, dennoch kommt er für viele Beteiligte zur Unzeit. Die Umstände des Ausstiegs von Balz Halter und seiner Immobilienentwicklungsfirma sind sekundär. Das ganze Tal darf dankbar sein, dass er so viele Jahre sechsstellige Beiträge einschoss in die Limmatstadt AG einschoss.
Fakt ist, dass nun ein Gebilde dasteht, das es vor zehn Jahren nicht gab: Die Limmatstadt AG. Aus dem kleinen Verein Standortförderung Limmattal mit einem Budget von rund 150’000 Franken im Jahr ist eine Organisation entstanden mit eigenem Nachrichtenkanal, einer Zeitung, vielen Firmen als Aktionäre und Members und einem interkantonalen Gemeinde-Netzwerk unter Einbezug sogar des Limmattaler Planungsverbandes ZPL. Wirtschaft, Raumplanung, Behörden: Alles unter einem Dach.
Darauf kann aufgebaut werden.
Das Limmattal ist eine boomende Region sowohl in wirtschaftlicher als auch in städtebaulicher Hinsicht. Das Limmattal ist aber auch eine bedrohte Region sowohl was den Verkehr betrifft als auch den Erhalt der Fluss- und Tallandschaften. Der Boom trägt den Keim der Blockade in sich.
Und das Limmattal ist eine Marke. Und es kann nicht sein, dass diese Marke von verschiedenen Players unterschiedlich geführt und bespielt wird. Es braucht eine einheitliche regionale Markenführung. Diese ist aktuell im Schoss der Limmatstadt AG gegeben.
Die Marke hat wirtschaftliche, gesellschaftliche und umweltspezifische Aspekte. Viele verschiedene Players haben in den letzten Jahren in unterschiedlicher Weise auf diese Marke eingezahlt. Hier Beispiele:
Die Regionale 2025 hatte ihre Basismotivation im Agglomerationspark Limmattal. Mit vorzeigbaren Projekten wurde über Jahre hinweg in diese Richtung sensibilisiert. 7 Mio Franken standen innerhalb von 10 Jahren zur Verfügung. 80 Prozent davon zahlten die Kantone Aargau und Zürich. Gemeindebeiträge waren bescheiden mit 0.50 pro Einwohnende.
Das Wirtschaftspodium Limmattal vereint Wirtschaft und Politik. Hier trifft sich alles, was in Behörden und in Unternehmen Rang und Namen hat. Mit einer medialen Strahlkraft die zu einem Limmi-WEF werden könnte. (Es muss ja nicht gerade werden wie in Davos). Diese Chance ist noch unterschätzt und wird zu wenig ins Gesamte eingebunden.
Die Limmatstadt AG hat es sich zum Ziel gemacht, diesen «Raum für mehr» zu gestalten und zu bespielen. Sie hat eine Plattform geschaffen für Begegnung, Austausch, Wissenstransfer und Dynamik. Ein spürbarer Beitrag an die Idee eines Zusammenhalts, eines Wir-Gefühls, das zuvor in diesem Raum noch nicht bestand. Man denkt heute anders als vor 10 Jahren.
Eine regionale Standortförderung muss das tun, was einzelne Gemeinden nicht tun können. Das heisst aber nicht, dass die lokale Ebene das Thema Standortförderung einfach an eine regionale Stelle abgeben kann. Lokal/Regional: Das muss Hand in Hand gehen.
Eine regionale Standortförderung muss das Wir-Gefühl der Menschen pflegen. Nur so werden Probleme gelöst. Man muss nicht fragen müssen: Was kann die Standortförderung für mich tun. Sondern man muss denken wollen: Was kann ich für die Standortförderung tun. Denn regionale Standortförderung, das sind alle, die hier beheimatet sind. Und es geht darum, dieses Heimatgefühl zu hegen und zu pflegen.
Bisher hat das Wirtschaftspodium Limmattal in diesem Raum ein Eigenleben geführt. Es ist Zeit, die Strukturen zusammenzuführen. Man kann es zu einem Limi-WEF ausbauen.
Balz Halter hat recht, wenn er nach seinem Abschied sagt: «Mein Rückzug macht den Weg frei für eine unvoreingenommene Diskussion in Wirtschaft und Politik. Braucht diese bedeutende und stark geforderte Region eine Regionalorganisation und ist sie auch gewillt, diese zu finanzieren?»
Und auch Albert Schweizer, das Limmattaler Urgestein der Standortförderung, der von Schlieren aus zahlreiche regionale Initiativen antrieb hat recht, wenn er sagt: «Es gibt jetzt nur eines: Die Limmatstadt AG weiterführen. Sonst droht, dass uns andere Regionen wie die Birsstadt, das Zürcher Oberland und ganz besonders auch neu das Tessin überholen.» Es dürfe nicht sein, dass es uns ergehe wie Arosa im Eishockey. Hier versucht ein Club mühsam, nach Jahrzehnten wieder den Anschluss an die Spitze zu finden.