Thun, 08.03.2025 – Es gibt zwei klare Konstanten in meinem Leben. 1. dass ich das Politforum Thun besuche und 2. dass ich darüber hier im Newsletter berichte und Bänz Friedli lobend erwähne.
Wenn Sie als Gemeindeverantwortliche nicht im Kanton Bern zuhause sind, dann sollten sie versuchen, so etwas in ihrer Umgebung auch einzuführen. Ein Politforum, meine ich.
Am besten gefallen hat mir Thomas Zurbuchen. Jedoch nicht wegen seiner Nasa-Vergangenheit, sondern wegen seiner Herkunft Heiligenschwendi. Wenn ich den Namen dieses Ortes höre, dann klingelts und mir bricht der Schweiss aus. Denn Thun-Heiligenschwendi war die stotzige Bergstrecke, die ich regelmässig mit dem Rennvelo bestritt mit der Stoppuhr.
Wussten Sie es? Thomas Zurbuchen ist im Thuner Gymer zur Schule gegangen. Übrigens wie Albert Rösti (der am Politforum auch auf der Bühne war) und Raphael Lanz, der Stapi von Thun. Alle drei sind übrigens Jahrgänger. Aber Raphael hatte immer die schönsten Modis geangelt, wie Thomas Zurbuchen preisgab, was Lanz den Satz entlockte «Da vernimmt man ja Sachen…».
«S’isch kompliziert! « So lautete das Motto der zweitägigen Veranstaltung, die am Freitag nach der Mittagspause begann und exakt auf die Mittagspause des nächsten Tages endete. Die Übernachtungszahlen in Thun sollen scheints dabei nicht gelitten haben.
Aber es waren nicht nur Gemeinden aus dem Kanton Bern in Delegationsstärke anwesend. Auch Bischofszell war da (wie im Vorjahr schon), und ich sah auch die Stadtschreiberin von Luzern.
Das Politforum Thun ist allerdings weit mehr als ein get-together des Service Public Bernoise. Das Programm ist sehr gehaltvoll und die Referate gediegen und voll Information. Deshalb hier aus meiner Sicht ein paar Lessons, die ich gelernt habe.
Stichwort «Zustimmung» Wie bringt man die Bevölkerung dazu, den Vorhaben der Gemeindeverantwortlichen ihren Segen zu erteilen? Gemäss dem «Dispositionsansatz» hat es keinen Sinn, darauf zu hoffen, dass Menschen, die finden, die Managerlöhne seien zu hoch, irgendwann im Zeitablauf von ihrer Meinung abrücken zu sehen. Ihre «Prädisposition», also die vorgefasste Meinung, ist derart tief verankert, dass eine Veränderung kaum durchsetzbar ist. Will heissen: Gewisse Dinge muss man einfach gar nicht probieren.
Stichwort «Ausnahmenmanagement». Das hat mir Albert Rösti gelehrt. Viele Menschen glauben, der Bundesrat habe nichts anderes im Sinn, als dem Parlament laufend neue Gesetze vorzuschlagen, die dort dann zur Unkenntlichkeit verändert und später in den Volksabstimmungen wuchtig abgelehnt werden. Aber dem ist gar nicht so. Bundesräte sind CEO’s von grossen Verwaltungseinheiten. Da kann es zu Missständen kommen (nicht nur im VBS!). Mit diesen umzugehen, bezeichnet Rösti als «Ausnahmenmanagement». Die sanfte Formulierung entkleidet den Krisenfall von seiner emotionalen Ärgerkomponente und erlaubt einen feinen, sachlichen Umgang damit.
Stichwort «Bedrohungsmanagement». Ein solches braucht es im Umgang mit
Staatsverweigerern ab und zu.
Stichwort «Beschaffungswesen»: Wie man es schafft, das lokale Gewerbe zu beglücken. «Lokale Produkte bevorzugt» sei eine Formulierung, die eine gewünschte Selektion erlaube. Doch das müsse man, so der Rat eines Juristen, schon in der Ausschreibung festhalten. Hinterher sei das nicht mehr korrigierbar und der Fremdanbieter erhält den Zuschlag – wenn auch unter Umständen dann erst auf dem Rechtsweg.
Wenn Sie das hier gelesen haben, sollten Sie zwei Dinge tun: Erstens in Ihrem Kanton einen solchen Anlass wie das Politforum anschieben. Und wenn Sie das Konzept dazu fertig haben, es spät in der Nacht geworden und der Sternenhimmel klar ist, sollten Sie hinausgehen, ein kleines bisschen Dreck auf einen Finger tun, den Finger gegen das Firmament halten und nach oben schauen. Hinter diesem kleinen Stück Dreck verstecken sich oben nämlich 10’000 nein, nicht Planeten und auch nicht Sonnen, sondern richtig: Galaxien, wie die Milchstrasse eine ist, in der wir Mitglied sind.
Der Tipp stammt von Thomas Zurbuchen. Merke: Auch wenn in den Gemeinden der Gedanke vorherrscht, die Sorgen seien gross und mächtig und alles sei kompliziert. Es gibt Grösseres. Und allmählich reift die Einsicht: Es ist doch nicht so kompliziert bei uns.
Bruno Hofer Kommunalmanagement