Kommunalmanagement – 16.09.2022 – Jetzt kann ein neues Ansiedlungsmanagement in den Gemeinden des Kantons Zürich gefragt sein. Die Gemeinden im Raum nördlich Lägern erhalten nämlich nicht nur Entschädigungen und Abgeltungen. Sie profitieren auch wirtschaftlich vom Endlager für die Nagra davon. Auf diesen in der Diskussion etwas unterschätzten Aspekt weist eine Studie hin, die vom Institut für Systemisches Management und Public Governance in St. Gallen unter der Leitung von Roland Scherer bereits vor zwei Jahren erstellt wurde. Sie trägt den Titel «Beschaffungswesen und Regionalwirtschaft» und erörtert Auswirkungen von Grossprojekten auf das örtliche Beschaffungswesen und die Wertschöpfung. Es liegt einiges drin. Allerdings ist es schwieriger als früher. Während traditionell bis rund in die 90er Jahre hinein nach Möglichkeiten gesucht wurde, bei Grossprojekten eine regionale Gewerbeförderung einfliessen zu lassen, erfuhr das öffentliche Beschaffungswesen im Zusammenhang mit verschiedenen internationalen Verträgen ab dann einen grundlegenden Wandel. Die Bevorzugung einheimischer Unternehmen wurde zugunsten von Liberalisierung und internationalen Ausschreibungen zurückgestellt. Dennoch gibt es Möglichkeiten der Einflussnahme. «Eine wichtige Rahmenbedingung für die Beteiligung regionaler Unternehmen ist das Selbstverständnis und die darauf bezogene Vergabekultur der Bauherrin,» heisst es im Bericht. Diese bestimme, inwieweit Möglichkeiten einer regional orientierten Vergabepraxis ausgeschöpft würden. Es gibt also Spielraum. In Bezug auf das geplante Tiefenlager wurden in den Jahren 2018 bis 2020 von der Nagra bereits schon 52 Zuschläge an Lieferanten vorgenommen mit einer totalen Auftragssumme von CHF 208,4 Mio. 43 Prozent davon betreffen Dienstleistungsaufträge. 87 Prozent davon wurden international ausgeschrieben, 58 Prozent in der Schweiz vergeben. Der Auftragswert der ausländischen Anbieter betrug jedoch 71 Prozent. CHF 14,2 Millionen gingen an Unternehmen und Einrichtungen direkt in der Standortregion. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Bauaufträge für die Erstellung und Erschliessung von Bohrplätzen. Das regionale Umsatzpotenzial beträgt in einer gewissen Bauphase rund CHF 1,2 Milliarden, was etwa einem Viertel der Gesamtausgaben entspricht. Bei nicht spezialisierten Leistungen habe das lokale und regionale Gewerbe somit durchaus ihre Chance. Dies ist bedeutsam, befinden sich doch in der Standort-Region Nördlich Lägern rund 700 Firmen mit 4200 Mitarbeitenden. Geringe Chancen einer Auftragsvergabe rechnen die Studienautoren im Bereich des Untertagebaus. Mittlere Chancen seien jedoch erkennbar in den Bereichen «Oberflächenanlage», «Ausbaugwerbe» sowie bei vorbereitenden Baustellenarbeiten und Bauinstallationen. Gerechnet wird mit einem Volumen von rund einer halben Milliarde Franken während den nächsten 40 Jahren. Gesamthaft kommt Roland Scherer in einer Publikation des BFE vom September 2021 (Nr. 17) zum Schluss, dass zwar ein gewisses Potenzial bestehe, doch dieses sei «gesamtwirtschaftlich betrachtet überschaubar». Damit die regionale Wirtschaft profitieren könne, müssten die Weichen früh gestellt werden, so die Empfehlung. «Der wirtschaftliche Nutzen für eine Region ist umso grösser, je besser die Unternehmen auf die Auftragslage angepasst sind.» Hier gelte es, gemeinsam Weichen für die Zukunft zu stellen. Denkbar ist zum Beispiel ein spezifisches Ansiedlungsmanagement mit Blick auf die erwartete Auftragslage. Nicht erfasst in den Untersuchungen sind die Standort-Abgeltungen, die ebenfalls im Raum stehen und deren Ausgestaltung sich in Diskussion befindet.