Die grösste Sorge von Gemeinderäten ist der Umgang im Gremium. Das ergab eine Umfrage von mir vor Jahren schon. Kein Wunder denn auch, dass hier ein Kandidat nur gewählt werden will, wenn auch seine Kollegen es schaffen. Doch geht das überhaupt? Eine Analyse.

Brigls, 19.06.2025 – Es betrifft die Gemeinde Brigels im Büdnerland. Bildet mit Waltensburg und Andiast ein schönes Tourismusziel. Rund 1700 Einwohner. Hier will Roman Flepp Gemeindepräsident werden. Der rund 40jährige Oekonom und Touristiker ist auch Rapper MC Flepp bekannt. Bekanntheitsgrade sind ja bekanntermassen gute Brennstoffe, um den Sprung in ein öffentliches Amt zu schaffen. Wäre da nicht eine Bedingung des Herrn Flepp.

Er will nämlich sein Amt nur dann ausführen, wenn auch zwei Personen gewählt werden, die er gerne dabei hätte: Das ist zum einen Treuhänder Adrian Bergamin und zum anderen Bauingenieur Ramon Schmed. Das Team würde sich von den Fähigkeiten her bestimmt gut ergänzen und gäben mit Sicherheit einen guten Gemeinderat ab.

Verständlich auch, dass Leute an die Spitze kommen, die sich in ihren Teams wohlfühlen. Es gibt zahlreiche Gemeinden in der Schweiz, wo der Gemeinderätliche Haussegen schief hängt aus den unterschiedlichsten Gründen. Dadurch wird oft viel blockiert. Manchmal ist es nur eine einzige Person, mit der die Zusammenarbeit schwierig ist. Dahinter können charakterliche Gründe liegen oder aber auch handfeste politische Interessen.

Vielerorts – gerade auch auf Ebene von Staaten auf der Welt – ist es ja so, dass der Wahlsieger sein Kabinett selber zusammenstellen kann. Das sorgt sicher für einen Korpsgeist. Warum so etwas nicht auch auf Gemeindeebene andenken? Man wählt einen Präsident, eine Präsidentin, die vorher schon aufzeigen kann, wen er oder sie auch noch ins Boot holen wird. Eine Art Wahlagenda wird ja auch im Vorfeld offen gelegt. Die Kandidierenden sagen, wofür sie stehen inhaltlich und welche Schwerpunkte sie setzen würden. Warum das nicht auch auf die personelle Ebene ausdehnen?

Eine deutlichere Führung könnte auf kommunaler Ebene sehr viel aktiver und engagierter unterwegs sein. In vielen Fällen ist es ja so, dass am Ende einer Legislatur einfach die Zeit vorbei ist, aber zustande gebracht wurde wenig. Nicht selten deshalb, weil sich intern Protagonisten wechselseitig blockiert haben.

Nun: Die reine Lehre ist natürlich dagegen. In einem NZZ Artikel meint Staatsrechtsprofessor Andreas Glarner korrekt, so etwas gehe natürlich nicht. Wahlen an Bedingungen zu knüpfen, verstosse an sich gegen demokratische Spielregeln. In der Exekutive gelte die Konkordanz.

Die Frage bleibt offen, das das System wirklich so gut ist, dass es für alle Zeiten Bestand haben sollte.

Für Flepp jedenfalls ging die Rechnung auf. Das Volk liess sich auf sein Junktim ein. Sowohl er als auch seine Mitstreiter schafften die Wahl. Drei bisherige sind abgewählt, darunter auch der bisherig Gemeindepräsident, Clau Schlosser. Ein Lichtblick oder ein Ausreisser?

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