Unsere höchsten Gerichte sind arg in der Bredouille. Es herrschen Zoff und Zwistigkeit und niemand schaut zum Rechten. Dies zeigt ein fast schon dramatischer Artikel von der erfahrenen und versierten Journalistin Katharina Fontana in der NZZ. Das Parlament müsse Bundesrichtern und Bundesrichterinnen besser auf die Finger schauen. Wer das liest, dem kommt wieder in den Sinn, dass Stimmen immer wieder fordern, die Richter sollen per Los bestimmt werden.
Das Thema Losglück hat Konjunktur. Neu soll ja auch der Bundesrat per Zufall bestimmt werden.
So jedenfalls fordert es Alt-Professor Bruno S. Frey in der Weltwoche, nach der etwas kurligen jüngsten Auflage des Wahlkrimis im Bundeshaus. Sein Argument: Der Doge von Venedig sei ja auch durchs Los bestimmt worden. Und: Der Lehrkörper an der Uni Basel wurde im 18. Jahrhundert auch durch eine Art Los-System besetzt, nachdem die herkömmliche Selektionsmethode die Herkunft («Daig») höher gewichtete als die Befähigung.
Und wie sieht es auf Gemeindeebene aus? Da ist das Los bereits implementiert bei der Bestimmung der Zukunft des Standortes. So hat das Zentrum für Demokratie in Aarau bereits an mehreren Orten sogenannte Bürgerpanels durchgeführt, deren Teilnehmende per Zufall bestimmt wurden. Sie hatten den Job, in die Zukunft zu denken. So beispielsweise in Uster, wie ich hier berichtete (Pioniere des Klimawandels, wann startet Ihre Gemeinde?).
Dabei spielen Kriterien wie Alter, Geschlecht, politische Ausrichtung sowie Ausbildung eine Rolle, damit das Bürgerpanel ein möglichst gutes Abbild der Bevölkerung darstellt. Der Rest ist Zufall,
Ähnliche Projekte wurden auch in den Orten Thalwil und Winterthur durchgeführt, wie Andri Heimann vom Zentrum für Demokratie der Uni Zürich in Aarau an einem Anlass der Unternehmung Konova in Schlieren darlegte. «Bürgerpanels», so Heimann, «stärken die Partnerschaft zwischen der Bevölkerung und den Bereichen Politik und Verwaltung, sie tragen aber auch zur Lösung von komplexen und schwierigen Herausforderungen bei.» Hier hilft der Zufall also der Methode. Ob das auch auf die Wahl von Behörden übertragen werden kann? Das Resultat bleibt abzuwarten.