Ennetbaden, 15.04.2025 – Nur selten rügt die eidg. Finanzkontrolle (EFK) den Vollzug in einer Bundesbehörde so deutlich wie unlängst beim Thema Klimaschutz. Ein Bericht der EFK geht jedoch davon aus, dass Bundesgelder beim Gebäudeprogramm nicht zielführend genug eingesetzt würden. Zur Debatte steht ein Subventionsvehikel, das mit Geldern der CO2-Abgabe mitgespiesen wird. Es geht um die Frage, mit welchen Massnahmen Klimaziele besser erreicht werden: Mit Massnahmen an bestehenden Gebäuden oder mit Neu-Investitionen in alternative Energien. Michael Mandl, Co-Geschäftsführer swisscleantech meint im Gespräch, Wärmedämmungen an Gebäuden seien sinnvoll und nützlich.


Herr Mandl, der Bericht der EFK geht davon aus, dass die Bundesgelder beim Gebäudeprogramm nicht zielkonform eingesetzt sind. Eine Kürzung in diesem Bereich sei deshalb sinnvoll. Wie beurteilen Sie diese Aussage aus der Sicht Ihrer Organisation, des Verbandes swisscleantech?

Michael Mandl: Im Bericht der Finanzkontrolle wird unterstellt, dass Wärmedämmungen für den Klimaschutz weniger effizient seien als die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien. Diese Analyse greift deutlich zu kurz. Es ist wissenschaftlicher Konsens und bewährte Praxis, dass die Wärmedämmung und der Heizungsersatz komplementär sind und nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.

Hauptpunkte der Kritik sind etwa die Aussagen, dass Wärmedämmung nur in den Wintermonaten helfe und beim Ersatz von Erdöl- und Gasheizungen grosse Mitnahmeeffekte entstünden. Wie ist Ihre Stellungnahme dazu?

Wir wissen, dass die Versorgung im Winter die grösste Herausforderung darstellt. Und genau in diesen kritischen Wintermonaten November bis Februar reduzieren Wärmedämmungen die Energienachfrage. Das ist entscheidend, da wir in diesen Monaten bereits heute vom Ausland abhängig sind, um unsere Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Weiter urteilt die EFK, es wäre besser gewesen, den Fokus auf den konsequenten Ersatz von Erdöl und Gasheizungen zu legen. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

Nein. Denn die Wirkung der Dämmung wird um den Faktor drei unterschätzt. Die Wirkungsabschätzung vergleicht den Dämmstandard gemäss Baugesetz und nicht mit dem oft gewählten Weg, nur die Fassade auszubessern, ohne eine Dämmung vorzunehmen. Letzteres hat keine Klimawirkung. Ausserdem wird nicht berücksichtigt, dass Wärmedämmungen im nächsten Erneuerungszyklus die gleiche Wirkung noch einmal entfalten, weil nur die Wetterschicht erneuert werden muss. Dadurch werden die CO2-Einsparungen sogar um einen Faktor sechs unterschätzt.

Wenn Streichungen erfolgen, sollen Ersatzmassnahmen greifen, fordern Organisationen. Welche wären das konkret?

Wir haben eine konstruktive Lösung erarbeitet, wie die Schweiz die Energie- und Klimaziele erreichen und das Bundesbudget entlasten kann: Erstens soll die bestehende CO2-Abgabe von aktuell 120 Franken pro Tonne CO2 wesentlich erhöht und die Lenkungswirkung der Abgabe so gestärkt werden. Zum zweiten soll die Teilzweckbindung der CO2-Abgabe von heute 33 Prozent bis 2031 auf 49 Prozent erhöht werden und ausserdem müssen die Ziele aus dem Klimaschutzgesetz für die Kantone verbindlicher werden. Die Energiedirektorenkonferenz EnDK hat letztes Jahr neue Vorgaben für den Heizungsersatz beschlossen (MuKEn 2025). Die Kantone sollen verpflichtet werden, diese bis spätestens 2035 in den kantonalen Energiegesetzen zu beschliessen.

Herr Mandl, vielen Dank für dieses Gespräch!

 

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