Ennetbaden, 10.02.2025 – Wer eine Madonna-CD physisch kopieren will, muss einen Rohling kaufen. Ist die Musik im Netz, entstehen danach kaum weitere Kosten, wenn man weitere „Exemplare“ herstellen will. Ein ganz kleines Beispiel dafür, dass die Digitalisierung steigende Effizienz und höhere Produktivität bringen: Das sind denn auch die Leitmotive für die Digitalisierung – auch in den öffentlichen Verwaltungen. Make Admins fit again.

Damit lasse sich auch der Fachkräftemangel beheben, sind viele überzeugt. Die Digitalisierung müsse deshalb unbedingt und mit grossem Nachdruck vorangetrieben werden. So will es unter anderem auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Ansonsten drohe ein schleichender Blackout in der öffentlichen Verwaltung auf kommunaler Ebene. Es fehlen Fachkräfte. Seine Lösung: Digitalisierung vorantreiben. (wir haben darüber kürzlich hier berichtet).

Das Rohling-Modell von Madonna, das ich oben erwähnte, hat jedoch auch eine Kehrseite. Und auf diese machen die beiden Wissenschafter Bruno S. Frey und Christian R. Ulbrich in der NZZ vom 05.02.25 aufmerksam: die digitale Transformation berge das Risiko einer komplett ausufernden staatlichen Regulierungswelle. Drei Dynamiken stehen für die Autoren als Treiber im Vordergrund:

  • Digitalisierungsgewinne werden durch neue regulatorische Anforderungen gleich wieder aufgefressen.
  • Rechtsvorschriften können in ihrem Detaillierungsgrad immer besser an spezifische Bedingungen und speziellen externen Faktoren angepasst werden.
  • Digitalisierung und Automatisierungen von Beamtentätigkeiten können zu einem Brandbeschleuniger für die ausufernde Gesetzes- und Verordnungsmaschinerie werden. Die zeitliche Begrenztheit und Verfügbarkeit von Personal fallen weg.

Bruno S. Frey und Christian R. Ulbrich sehen denn nun eine Herausforderung für die Politik, denn die drei Dynamiken vergrössern – falls nicht gebremst – den Gestaltungsraum der staatlichen Institutionen in besorgniserregender automatisierter Art und Weise.

Einen Vorteil aber hat die Digitalisierung schon: Die neuen Gesetze sind nicht mehr in der systematischen Rechtssammlung in Regalen sichtbar, was eine optische Entlastung darstellt. Allerdings eine trügerische.

Bruno Hofer Kommunalmanagement