Riniken, 02.05.204 –  Die Standortförderung Kanton Bern hat bereits Ende März ihre Jahreszahlen und Projekte 2023 präsentiert. Mitte Mai legt sie nun bei der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates Rechenschaft ab. Der Leiter der Standortförderung Kanton Bern, Dr. Sebastian Friess, beantwortet hierzu unsere Fragen.

Kommunalmanagement: 133 Projekte wurden unterstützt. Sind das mehr oder weniger als in früheren Jahren?

Sebastian Friess: Wir konnten die Anzahl unterstützter Projekte in den letzten Jahren kontinuierlich steigern und sind praktisch wieder auf Vor-Corona-Niveau, teils darüber. Damit setzen wir den starken Ausbau unserer Tätigkeit, den wir 2017 strategisch gestartet haben, weiter fort.

21 Millionen Franken wurden für die Unterstützung eingesetzt. Wie sieht hier der Vergleich aus?

In der Projektförderung bei den Unternehmen und im Tourismus ist es vergleichbar mit den Vorjahren, in der Regionalpolitik haben wir deutlich mehr Mittel eingesetzt im letzten Jahr. Man muss aber relativieren – Corona hat insbesondere den Tourismus- und Gastgewerbesektor ziemlich durchgeschüttelt, Mehrjahresvergleiche sind also mit Vorsicht zu geniessen.

Wenn Projekte gefördert werden, muss der Zustupf des Kantons durch weitere Mittel aus privater oder öffentlicher Quelle ergänzt werden?

Wir decken laut Gesetz maximal «die Hälfte der anrechenbaren Kosten». In der Praxis ist es deutlich weniger: wir zahlen typischerweise zwischen drei und zehn Prozent der effektiv getätigten Investitionen bei einem Unternehmensprojekt. Wir haben auch schon gehört, dass unser Beitrag damit wohl eher «symbolischen» Charakter hätte. Damit habe ich als liberal denkender Mensch kein Problem. Solange die Symbolik weitere private Akteure dazu bewegt, in wesentlichem Umfang einzusteigen oder zu investieren, ist alles in Ordnung.

Der Fächer der Projekte ist recht divers und reicht von Kultur bis zu Energie und darüber hinaus. Was für ein Konzept steckt hinter dieser Portfolio-Breite?

Wir haben mit meinem Amtsantritt aufgehört, eine eigentliche «Cluster-Politik» zu betreiben. Wir sind dort unterwegs, wo die Wirtschaft unterwegs ist: im Kanton Bern also v.a. industrie- und technologienahe Projekte in der Präzisionsfertigung, im Bereich Medtech, in der Softwareentwicklung etc. Auch in der Regionalpolitik oder bei den unterstützten Grosssportveranstaltungen ist der Fächer ebenso breit wie die Diversität der Akteure im Kanton Bern. Seit einigen Jahren sind wir zudem stark in der Startup-Förderung aktiv, seit vorletztem Jahr sind hier ein paar richtig starke Foodtech-Unternehmen entstanden. Eben Vielfalt, so wie der Kanton Bern.

Neben der Projektunterstützung hat die Wirtschaftsförderung weitere Massnahmen umgesetzt. Auf welche sind Sie besonders stolz?

Mich freut, dass das Ausbildungszentrum der Seilbahnen Schweiz auch dank unseres Engagements weiterhin in Meiringen bleibt. Ich bin stolz auf mein Team, das jeden Tag Herausragendes für die Berner und die Schweizer Wirtschaft leistet. Ganz besonders freut mich natürlich die Ansiedlung der neuen Abteilung Medizinaltechnik des CSEM (Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique) auf dem Inselspital-Areal. Das CSEM suchte einen starken Partner für die klinische Forschung – die neue Abteilung ist schon seit einiger Zeit hier und arbeitet eng mit der Universität Bern und den Akteuren auf dem Inselspital-Areal zusammen. Der Grosse Rat hat nun im Sommer 2023 einen mehrjährigen, aber befristeten Kredit gesprochen, da unser Innovationsförderungsgesetz keine wiederkehrenden Beiträge zulässt. Nun sind wir gefordert, eine dauerhafte wiederkehrende Finanzierung von Grundbeiträgen für das CSEM und für andere innovationspolitisch wichtige Institutionen im Kanton Bern auf die Beine zu stellen. Der Regierungsrat hat sich entschieden, hierfür eine Revision des Innovationsförderungsgesetzes vorzunehmen; er hat soeben die Vernehmlassung gestartet, welche bis am 02. August 2024 dauern wird.