Erinnern Sie sich auch an die Zeit, als man Österreicher-Witze riss? Heute hört man sie kaum noch. Aber damals waren sie gang und gäbe, auch wegen der Presselandschaft. Denn vor einigen Jahrzehnten befand sich die Schweizerische Presselandschaft in einem beneidenswerten Zustand.

In Österreich hingegen starb ein Titel nach dem anderen.

Heute gibt es nichts mehr, worauf man in der Schweiz diesbezüglich stolz sein könnte. Auf nationaler Ebene gibt es einen Einheitsbrei, und auch die lokalen Titel sterben aus, einer nach dem anderen.

So wurde jüngst beim «Anzeiger Luzern» der Stecker gezogen, obwohl diese Zeitung kurz zuvor noch die Lokal-Zeitung «Rundschau» einverleibt hatte.

Österreichische Verhältnisse also auch bei uns.

Was bedeutet das für die Gemeinden? Zum einen ist es sicher ein Sieg. Sie können Ihre Bevölkerung durch eigene Publikationen ungefiltert erreichen. Auf Journalisten sind sie nicht mehr angewiesen. Ein Aufatmen in vielen Verwaltungsstuben ist hörbar.

Viele Gemeinden haben mittlerweile ihre eigenen «Zeitungen» gegründet. Diese werden auf der Webseite publiziert und können dort eingesehen werden. Vielerorts kann man sie auch als PDF herunterladen oder via Newsletter abonnieren. Und meistens landen sie ausgedruckt auch in den Briefkästen der Einwohner im Ort. Die Gemeindebehörden sind für den Text verantwortlich und bestimmen darüber, was die Bevölkerung zu lesen bekommt.

Doch es könnte ein Pyrrhussieg sein. Denn auf der Strecke bleibt der Dialog, die Konkurrenz der Meinungen, der öffentliche Diskurs. Wo es keine lokalen Zeitungen mehr gibt mit Leserbriefspalten, keine Journalisten, die einordnen und nachfragen, da entweicht auch die breite Debatte aus dem öffentlichen Leben. Dann herrscht das Gesetz der Faust im Sack mit unberechenbarem Ausgang.

Die Gemeinde Hausen im Kanton Aargau findet nun einen guten Weg, um einerseits die Bevölkerung zu informieren, die Lokalpresse jedoch auch zu unterstützen und eine Win-win-Situation herzustellen.

Wie einer Publikation der Gemeinde Hausen vom Dezember 2023 auf Seite 7 zu entnehmen ist, hat hat Hausen mit der Regionalzeitung «Bezirksanzeiger» eine innovative Partnerschaft abgeschlossen.

Demnach hat Hausen den Bezirksanzeiger einerseits zum offiziellen amtlichen Publikationsorgan der Gemeinde erkoren. Der Gemeinde bleibt zwar bei ihrer eigenen Publikation «Hausenaktuell», legt diese aber jedes Mal bei Erscheinen (rund 10 mal im Jahr), der Lokalzeitung bei. Zudem wird im redaktionellen Teil auf diese Gemeindepublikation aufmerksam gemacht.

Auf Anfrage berichtet der für das Projekt zuständige Gemeinderat, Vizeammann Stefano Potenza, dass die Regionalzeitung ein sehr attraktives Angebot gemacht habe. «Dieses ermöglicht uns, nebst den 9-10 Ausgaben des «Hausenaktuell» als Beilage zum Generalanzeiger auch wöchentlich im Generalanzeiger präsent zu sein und zu kommunizieren.»

Für den Generalanzeiger äussert Annegret Ruoff gegenüber Kommunalmanagement die Bereitschaft, offen zu sein für andere Gemeinden der Region, die ähnliche Vereinbarungen abzuschliessen möchten.