Lichtensteig hat immer wieder mal meine Aufmerksamkeit erregt. Eine Ikone der Selbstvermarktung. Erinnerlich ist das Macherzentrum, das aus einem alten Postgebäude entstand. Und nun gibt es wieder etwas Exklusives: Lichtensteig wird erste Repairstadt der Schweiz.

17.07.2025 – Wohlverstanden, hinter der Repairstadt steht keine Repairwerkstadt, die Kapputes aller Art flickt. Es geht um die Positionierung einer ganzen Stadt zu einem neuen Bekenntnis: Es wird nicht weggeworfen, was noch repariert werden kann.

Die Idee ging hervor aus einem regelmässig stattfindenden «Stammtisch», der in Lichtensteig mittlerweile schon fast Tradition hat. Er lädt Interessierte ein zu Austausch und gemütlichem Beisammensein – und es werden Ideen gewälzt und Projekte initiiert. So haben beispielsweise Lichtensteiger Kulturbetriebe und deren Akteure die Frage diskutiert, wie man besser zusammenarbeiten und die Bevölkerung sensibilisieren könnte, den Kulturangeboten noch mehr Interesse entgegenzubringen.  Daraus entstand der Veranstaltungskalender «Kulturkuchen» der in alle Haushaltungen verteilt wird.

Was für die Kultur funktioniert, könnte doch auch für das Gewerbe funktionieren! Sagte man sich und verknüpfte Interessen des Handwerks mit Bedürfnissen in der Bevölkerung und Trends wie Klimawandel und Kreislaufwirtschaft. Daraus entstand die Idee der Repairstadt.

Reparieren statt wegwerfen, lautet die Devise. Handwerker verbanden sich. Sie nennen sich jetzt nicht mehr Schreiner oder Maler, sondern Reparisten. Und sie haben eine Webseite gebaut, wo sie Ihr Können präsentieren.

Die Repairstadt steht für Vielfalt und ein Miteinander. Während sich Repair-Cafés vielerorten etabliert haben und auch Orte der Begegnung sind, bringt die Repairstadt das Prinzip noch konsequenter zur Geltung, indem die wirtschaftliche Realität hinführt zu einer gelebten Kultur des Reparierens.

Das Projekt ist gestartet und hat auch mediales Aufsehen erregt. So hat Café Europe, die Wirtschaftsnachrichtenagentur, der neuen Idee einen Bericht gewidmet.

Am 11.08.2025 will die Reparistengilde die weitere Entwicklung des Projekts diskutieren. Offen sind noch Fragen der Prozesse und Preise für die Reparaturaufträge.

Reto Bühler, Gemeinderat und Mitglied der Repairstadt-Arbeitsgruppe, hat jedenfalls schon profitiert vom neuen Angebot. «Ich hatte noch alte TKKG-Tonband-Kassetten aus der Jugendzeit, und das Abspielen ist jetzt gelöst.» Weiter sind Jürg Buff, Susanne Stockhammer, Bernhard Spirkl und Remo Rusca in der Arbeitsgruppe vertreten.