
Eigentümer von leerstehenden Gewerbeliegenschaften in Parterre-Lagen in Innenstädten können aufatmen. Ladensterben war gestern. Die Zukunft liegt im Pop-Up Store. Dies jedenfalls prognostiziert ein Artikel in der NZZ am Sonntag vom 23.05.2021 («Für immer aufgepoppt» von Moritz Kaufmann). Diese früher einmal für Immobilienfirmen als Notlösung gedachten Massnahme haben sich zu einem Trend entwickelt. Ihre Zahl ist angestiegen. Drehscheibe für Angebot und Nachfrage ist beispielsweise die Plattform popupshops.com mit Khalid el Ashker. «Einfach wie ein Hotelzimmer buchen» verheisst die Einstiegsseite, sei das Belegen einer solchen Präsentationsgelegenheit.
Im Zeitalter der Online-Käufe mutieren Ladenflächen zu Showräumen. Man geht hin und schaut sich alles an, probiert, berührt, fasst an und dann geht man nach Hause sitzt an den Computer und tätigt seinen Einkauf.
Freie Flächen für Pop-up Shops hat es in der ganzen Schweiz. Sehr viele sind im Kanton Zürich anzutreffen. Im Zeitungsartikel hat es eine Statistik dazu.
Das Format eignet sich für zahlreiche verschiedene Ausprägungen. Markenartikel, Imbiss-Stationen, die Bekleidungsbranche für Sonderaktionen etc.
Wichtig ist einfach, dass man nicht 10 Jahre gebunden ist, wie das häufig in den Zielsetzungen der Immobilienvermietern angelegt ist.
Immobilienspezialist Dieter Beeler (Immoprozessor GmbH) heisst den neuen Trend willkommen: “Die veränderten Umfeldbedingungen haben dazu geführt, dass die Retail- und Gastrobranche innovativer werden muss.” Die über Jahrzehnte träge Immobilienbranche werde durch diese Dynamik gefordert, könne sich dieser aber nur sehr bedingt entziehen. “Ich glaube nicht nur an eine weitere Flexibilisierung der Mietmodelle, sondern auch daran, dass die Dynamik mit PopUp-Angeboten noch zunehmen und künftig auch ein fixer (bzw. wechselnder) Bestandteil des Angebotes sein wird.”
Der Wandel der Angebote macht auch das Flanieren durch die Gassen attraktiver. Man darf jeweils gespannt sein darauf zu sehen, welche neuen Angebote gerade präsent sind. Gelegentliche Spaziergänge mutieren zu Entdeckungsreisen für die Bewohnerschaft. Wohnortförderung im besten Sinne. Und Wirtschaftsförderung gerade noch dazu.
Standortförderungen und die Gemeinde-Exekutive können die neue Entwicklung nutzen, um flankierend mit Angeboten und Dienstleistungen präsent zu sein. Steine aus dem Weg räumen, Ermunterungen abgeben, Kulanz bei Bewilligungen und Vorschriften walten lassen und neue Angebote in die Standortinformation einbauen, allenfalls sogar ins Standortvermarktungskonzept.
Ihr Bruno Hofer
23.05.2021