Die Digitalisierung in Schweizer Gemeinden ist auf dem Vormarsch. Doch welche Rezepte stehen dahinter? Wie sieht der strukturelle Aufbau aus, der den Weg in die moderne Verwaltung vorzeichnet? Welche Ebenen sind involviert und kann eine einzelne Gemeinde auch ganz allein «digitalisieren»? Über diese und ähnliche Fragen führte Myni Gmeind wiederum einen Online-ERFA-Stammtisch durch. Rund 50 Personen aus allen Regionen nahmen daran teil.

Noé Blancpain, Geschäftsleiter von Myni Gmeind und Moderator der Online-Veranstaltung hatte zwei Referenten eingeladen.

  • Marcel Kessler, Leiter Unterstützung und Programmkoordination der Organisation «Digitale Verwaltung Schweiz (DVS)»
  • Gérald Strub, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gemeindeverbandes (SGV) und deren Delegierter in der Organisation DVS.

Die Digitale Verwaltung Schweiz versteht sich – so Marcel Kessler in seinen Ausführungen – als strategische Steuerungs- und Koordinationsinstanz der Digitalisierungsaktivitäten von Bund, Kantonen und Gemeinden. Im politischen Führungsgremium sitzen drei Bundesräte: Karin Keller-Sutter, als Vorsteherin des EFD, Guy Parmelin, Vorsteher WBF und Alain Berset, EDI. Ferner der Aargauer Regierungsrat Markus Dieth als Mitglied des leitenden Ausschusses der Konferenz der Kantonsregierungen sowie acht weitere Vertreter von Exekutiven der Kantone und Gemeinden.

Schnittstellen zum Gemeindeverband sowie zum Verein Myni Gmeind bestünden insbesondere bei den Projekten zum Thema «Digital Pionier» und zur digitalen Bildungsoffensive.

Wie Marcel Kessler weiter betonte, würden auch Projekte mit Vorzeigecharakter unterstützt. So beispielsweise eine Mitwirkungs-Offensive der Gemeinde Oberägeri. Die Hauptaufgabe der Zukunft liege darin, dass die Digitalisierung der Behörden – für ganz konkrete Leistungen – in den nächsten Jahren gemeinsam gemeistert wird.

 

Gérald Strub ging in seinen Ausführungen insbesondere auf eine sogenannte vierte Ebene neben Bund, Kantonen und Gemeinden ein: Die Gemeinde- und Regionalplanungsverbände. Diese seien aus seiner Sicht ebenfalls sehr zentral, wenn es darum gehe, Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden zu bündeln und zu strukturieren. Strub lobte die Entwicklung von einer verwaltungszentrierten Sichtweise auf eine Kundenorientierung. «Dieses kundenzentrierte Denken ist wichtig.» Er ging auch auf Fragen ein, die ihm immer wieder gestellt werden und die sich vor allem in einem Punkt fokussiert: «Was kann und muss ich als Gemeinde selber tun?». Die Organisation der DVS beurteilt Strub als Schmiermittel zwischen Zahnrädern, die auf allen Ebenen ineinander übergreifen. Dennoch werde diese Strategie noch nicht überall vollständig verstanden.

Es sei und bleibe aber ein Fan der Digitalisierung, schloss Strub.

 

In der Diskussion wurde insbesondere die Frage aufgeworfen, welches denn nun aktuell bereits Vorzeigegemeinden in Sachen Digitalisierung wären. Ein Gemeindevertreter aus dem Baselbiet stellte gar die rhetorische Frage, ob man diese Gemeinde zuerst noch bauen müsse.

 

Der Online ERFA-Austausch von Myni Gmeind war jedenfalls wiederum eine sehr gute Gelegenheit, in kurzer Zeit, ohne grossen Aufwand, viel Wissen zu tanken bei Themen, die von Aktualität geprägt und von Dringlichkeit besetzt sind.