Eine solche Geschichte könnte sich zugetragen haben: In einer Gemeinde werden traditionsreiche, schöne, alte Dorfbrunnen durch Neue ersetzt. Einwohner freuen sich darauf, einen davon übernehmen zu können. Doch bevor sie sich organisieren und melden, sind alle weg. Unter der Hand abgewickelt. Was steckt dahinter? Ich komme darauf zurück.

Szenenwechsel. Ein Gespenst geht um in Europa – und auch in der Schweiz – Das Gespenst der Environmental Social Governance (ESG). Was ist darunter zu verstehen und könnte das auch etwas werden, das mit der kommunalen Ebene zu tun haben wird?

Die ESG-Debatte wurde in der Finanzbranche angestossen, warum könnte sie aber nicht auch bald das Management von Gemeinden betreffen?

Richtlinien für Geldanlagen waren das ursprüngliche Thema. Es geht darum, vor unserem Depot einen Wächter aufzustellen, der nur solchen Wertpapieren Einlass gewährt, die von Firmen stammen, die verantwortungsbewusst unterwegs sind. Fast wie Petrus an der Himmelspforte. «Übrigens kennen Sie den? Vor dem Himmelstor stehen 100 Männer…» Nein, hier ist nicht der Platz für Witze.

Worum geht es bei der ESG-Thematik? Und wofür stehen die drei Buchstaben? Der Reihe nach:

Der erste Buchstabe «E» von ESG steht für Environment, also Umwelt.

Der zweite Buchstabe «S» bei ESG erfasst Soziales und beinhaltet Aktionen zu Gunsten der Mitarbeitenden und das gesellschaftliche Engagement einer Unternehmung. Früher eher unter CSR bekannt, Corporate Social Responsibility.

Und der dritte Buchstabe «G» von ESG meint «Governance» und beinhaltet die nachhaltige Unternehmensführung, das Einhalten von ethischen Standards und das Vermeiden von Interessenskonflikten. Früher eher unter Corporate Governance bekannt.

Kann es sein, dass nicht nur Firmen, sondern auch Gemeinwesen, und dabei insbesondere jene der kommunalen Ebene, in all diesen drei Feldern herausgefordert sind, eine Vorbildfunktion auszuüben?

Was würde das dann für die drei Buchstaben «E», «S» und «G» bedeuten?

Zu «E»: Was dahinter steht, ist klar. Dass das Thema bereits in den Gemeinden angekommen ist, weniger. Doch es ist so! Das Gemeinderating der Firma IAZI, veröffentlicht in der Handelszeitung enthält neu eine Kategorie für das Thema der Ökologie. Gemessen werden Aspekte wie CO2 Emission, Wohnfläche pro Einwohner, Bodenversiegelung, offene Gewässer und ob die Ortschaft eine Energiestadt ist.

Zu «S»: Auf Gemeinden übertragen wäre das dann der Soziale Zusammenhalt der Bevölkerung und der Umgang mit dem Verwaltungs-Personal.

Nun noch zu «G»: Die Governance. Das Personal der Führungsebene – sprich der Gemeinderat – soll unabhängig sein, Interessenskonflikte aufzeigen und moderieren, Vetternwirtschaft darf nicht vorkommen. Kann es sein, dass über solche Elemente in unseren Gemeinden noch zu wenig nachgedacht wird? Denken wir an die «kleine Vetternwirtschaft». Kennen Sie Beispiele wie diese?

(Diese sind natürlich völlig fiktiv).

Ein Gemeinderat ist nebenbei auch noch externer Mandatsnehmer für ein Standort-Entwicklungsprojekt in der Raumplanung. Er vereinigt mehrere Funktionen auf seiner Person. Vielleicht ist es ein anders Ressort, das ihm den Mandats-Auftrag vergibt. Sind solche Konstellationen nicht dennoch prüfenswert. Wie handhabt Ihre Gemeinde dieses Thema von möglichen Interessenskonflikten und Kumulationen?

Geklagt wird häufig über das Problem, genügend Personal für die Exekutive zu finden. Macht es dann aber wirklich Sinn, dem Inhaber eines Baugeschäfts das Hochbauamt anzubieten, nur damit man wieder jemanden hat und die Exekutive vollzählig ist?

Auch der Ablauf von Sitzungen wird möglicherweise zu wenig hinterfragt.  Ist es wirklich in Ordnung, unter dem Traktandum «Verschiedenes» in letzter Minute eine Ausgabe zu beantragen, die bereits im Vorfeld hinter den Kulissen so eingefädelt wurde, dass sie kaum mehr zu stoppen ist?

Auf Bundesebene gibt es eine Heerschar von Journalisten, die allen Bundesräten und auch der Verwaltung gierig auf die Finger schauen, um Stories zu entdecken, die in die oben beschriebene Richtung gehen.

Wie sieht es auf Gemeindeebene aus? Herrscht Transparenz? Gibt es Reglemente für Führung und Verhalten? Für Ethik und Anstand? Jene Gemeinden, die sich solche Regeln geben, erfüllen jedenfalls ein wichtiges Kriterium, das im ESG-Denken angelegt ist: Es geht um Corporate Governance.

Wollen Sie nun dennoch wissen, wie der Petrus-Witz geht? Also gut:

Vor dem Himmelstor stehen 100 Männer. Petrus will sie selektieren, um sie hinterher besser einordnen zu können. Petrus: „Die Männer, die immer machen was ihnen ihre Frauen sagen, stellen sich links in einer Reihe auf und die echten Männer stellen sich rechts in einer Reihe auf.“ Nach 5 Minuten haben es die Männer geschafft. Petrus ist verblüfft. 99 Männer stehen links und nur einer steht rechts. Stolz geht er zu dem Mann, legt den Arm um ihn und sagt: „Du bist der einzig wahre Mann hier oben. Jetzt sag den 99 Flaschen da drüben mal, warum du hier stehst!“ Sagt der Mann: „Keine Ahnung, meine Frau hat gesagt, ich soll mich hier hin stellen!“