
Wirtschaftsförderung ist Bestandespflege. Dazu gehören alle Aktionen und Events, die dazu beitragen, dass es den Firmen vor Ort wohl ist und sie gedeihen können. Je nach Ort und Region kann dies ganz unterschiedliche Aufgaben umfassen. Ein Beispiel aus Deutschland, auf das ich neulich stiess, zeigt, dass auch der Fachkräftemangel zu einem Thema der Wirtschaftsförderung gehören kann.
Fehlende Fachkräfte können die Entwicklung einer ganzen Region beeinträchtigen. Firmen sind zwar da, sie möchten auch Arbeitsplätze schaffen, aber zum einen ist das Angebot an Fachkräften klein, zum anderen herrscht ein intensiver Wettbewerb unter den Firmen um die besten Talente. Im Nordschwarzwald beispielsweise wurde dieses Thema von der Regionalen Wirtschaftsförderung angepackt. In Schritt eins wurde eine Fachkräfteallianz gebildet. Mitglieder der Allianz sind Unternehmen, wirtschaftsnahe Institutionen und die Kommunen. Schritt zwei war die Definition der Zielsetzungen. Die Allianz will nun Rahmenbedingungen schaffen, um die Region für Fachkräfte als Arbeits- und Wohnort interessant zu gestalten. Dazu werden Fachkräfteaktivitäten der verschiedenen Partner abgestimmt, um Kräfte und Wissen zu bündeln sowie die Transparenz des regionalen Arbeitsmarkts zu erhöhen.
Schritt drei sind konkrete Aktivitäten. Hierzu wird unterschieden in die beiden Bereiche Talentrekrutierung und Mitarbeiterbindung. Die Bindung langjähriger Mitarbeitenden und Fachkräfte an die Unternehmen und die Region ist wichtig.
Zu dieser Zielsetzung führte die Fachkräfte-Allianz am 03.03.2022 einen Anlass durch. Mehr als 100 Personalverantwortliche nahmen daran teil. Sybille Stippler, Human Resource-Spezialistin, erläuterte mit vielen anschaulichen Beispielen, wie kleine und mittlere Unternehmungen Mitarbeiterbindung wirksam umsetzen. Zufriedene Mitarbeitende seien die besten Headhunter, resümierte sie. Sie zitierte zudem eine Studie zum Thema Gehalt der Universität Stanford. Diese kam zum Schluss, dass zwei Tage Homeoffice pro Woche einer Gehaltsteigerung von 7-8 Prozent entsprechen könnten.
Ihr
Bruno Hofer
14.03.2022
Neulich las ich in der Luzerner Zeitung (Sie wissen, mein Leibblatt), dass die Stadt Luzern eine neue Methode gefunden hat, die Wohnortförderung voranzutreiben. Sie nahm ein Beispiel aus Spanien und unterzieht es einer erweiterten Prüfung. Ich find das wirklich innovativ. Sie werden die Stirne runzeln und fragen: «Wie kann man etwas innovativ finden, das bloss abgekupfert wurde? Innovativ ist doch nur das, was man selber erfindet und somit ein Unikat ist!» Ich bin da aus mehreren Gründen anderer Meinung. Ich erinnere mich da an einen Film mit Bruno Ganz in der Hauptrolle. Der Streifen ist uralt. Er trug den Titel «Der Erfinder». Da ist ein cleverer Mann am Werk und werkelt die ganze Zeit vor sich hin. Die Leute beobachten ihn mit einer Mischung von Bewunderung und Abneigung. Am Ende seiner langen Erfindungssuche schafft er sein neues Ding. Es ist ein Panzer. Problem: Er war nicht der erste, der das erfand. Das Beklemmende: Der Erfinder ist wirklich ein cleverer Mann. Ein hochgescheites Individuum. Mit Geist, Engagement und grosser Ausdauer. Und dennoch scheitert er komplett.
Manchmal erinnert mich das Vorgehen bei gewissen Gemeinden etwas an den cleveren Bruno Ganz. Man will innovativ sein, zieht sich in sein stilles Kämmerlein zurück und tüftelt etwas aus. Wie das berühmte Huhn mit dem Ei präsentiert man das Gefundene dann als Weltneuheit einer ganz besonderen Provenienz: «Wer hats erfunden?», ricolattiert man dann und klopft sich auf die geschwellte Brust. Den Rest kennen Sie. Deshalb empfinde ich nicht jene Lösungen als innovativ, die man sogenannt selber erfindet. Sondern aus meiner Sicht besteht die Innovation darin, im Meer der Möglichkeiten das bestangepasste für die eigene Ortschaft zu finden und zu adaptieren.
Deshalb empfinde ich die Stadt Luzern mit ihrem neuen Modell der Wohnortförderung innovativ. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: «Wie optimiert man Siedlungsräume so, dass es der Einwohnerschaft wirklich gefällt?» stiessen die Verantwortlichen in Barcelona auf eine gelungene Antwort und nehmen sie ins Visier. Ob die Lösung Erfolg hat oder nicht, scheint mir für den Moment sekundär. Wichtig ist, dass der Fächer der Suche erweitert wird. Städte gibt es überall. Probleme haben so in etwa alle die gleichen. Erfahrungsaustausch ist das A und O jeder Verbesserung. Die Kombination von Ideen und Konzepten schafft die besten Lösungsansätze.
Die Idee aus Barcelona wird jetzt im Rahmen einer studentischen Arbeit vertieft. Die richtigen Fragen werden gestellt: Passt diese strassenräumliche Freizeitgestaltung zusammen mit den Erfordernissen des Verkehrssystems?
Es lohnt sich zudem, die Erfahrungen in Barcelona zu beobachten. Kontakte könnten geknüpft, Stadtpartnerschaften initiiert werden. Auch dies schafft Austausch von Erfahrungen und trägt zur Lösungsoptimierung bei. Vielleicht lässt sich aus den Studien der Stadt Luzern zum Thema etwas für Barcelona gewinnen. Dies würde eine wechselseitige Befruchtung darstellen.
In diesem Sinne: «Finden statt erfinden» – ein Lösungsweg mit Zukunft! In eine vernetzen Welt können alle nur voneinander profitieren. So der Austausch nicht durch ideologische Barrieren oder alternative-anachronistische Denkmuster komplett blockiert wird.
Ihr
Bruno Hofer
09.03.2022