Riniken, 01.08.2024 – Ob es zur Kernaufgabe einer Gemeinde gehört, dem öV Kundinnen und Kunden zuzuführen, mag umstritten sein. Fakt ist jedoch, dass die beliebte Dienstleistung vielen nützt, in Gemeinden Wohlwollen generiert, somit auch das Klima fördert und Möglichkeiten schafft, Wohnortförderung zu betreiben. öV-Nutzung sei zudem klimafreundlich, heisst es.
Gerade jedenfalls für ältere Menschen, die gern unterwegs sind, aber nicht (mehr) so viel Geld haben und auch in Sachen Digitalisierung nicht topfit sind, ist die neue Spartageskarte von Alliance SwissPass gewiss ein Segen. Vor allem, wenn sie vorausplanen können und wollen.
Sie gehen einfach zur Gemeinde, lösen dort günstig eine Karte und fahren los. Wenn die eigene Gemeinde keine Spartageskarten anbietet, kann man diese eventuell bei einer Nachbargemeinde holen, da die Vergabe nicht mehr zwingend nur auf Ortsansässige beschränkt sein muss.
Jede Gemeinde erhält für jedes Billett, das sie verkauft, fünf Prozent Provision.
Ob die Vollkostenrechnung monetär aufgeht, ist eine andere Frage. Doch es gibt auch Goodwill, der in die Waagschale fällt. Gut fürs Klima im doppelten Sinne: als Förderung des öV und als Beziehungspflege zur Bewohnerschaft.
Am neuen System, das seit Januar das alte «Gemeinde-GA» ersetzt, machen derzeit 1070 Gemeinden mit, verteilt über alle Kantone. Sagt Alliance SwissPass und verweist auf eine geographische Übersicht (siehe Bild). Ein relativ flächendeckender Teppich an Angeboten.
Damit hat man die Möglichkeit, eine Spartageskarte vor Ort für CHF 39.- (2.Kl, Halbtax) zu erwerben, während eine Tageskarte bei den SBB direkt 78 Franken beträgt und nur digital gelöst werden kann.
Es gibt allerdings auch Gemeinden, die noch zögern. Eine grössere Ortschaft im Kanton Zürich beispielsweise macht bewusst nicht mit: Hauptgrund dafür sei, dass der Verkauf der neuen Karte am Schalter künftig wesentlich aufwändiger werde und nicht durchgängig digitalisiert sei – sowohl für die Kundinnen und Kunden als auch für das Schalterpersonal. Da die Karten personalisiert sind, müsse die zuständige Person am Schalter jeweils verschiedene Kundendaten erfassen und anschliessend eine verfügbare, passende Spartageskarte im Webshop suchen und kaufen. Nicht zuletzt wäre die Dienstleistung nicht mehr auf Ortsansässige fokussiert, sondern stünde auch Einwohnenden aus umliegenden Gemeinden offen. Diese Aspekte führen kumuliert zu einem schwer abschätzbaren Mehraufwand für die Verwaltung, meint die Gemeinde. Ähnlich klingt es in anderen Ortschaften.
Ob der eigentliche Durchbruch der neuen Lösung schon geglückt ist, und damit das bisherige Nutzerniveau erreicht wird, scheint offen.
Die Alliance SwissPass auf Anfrage betont jedoch, dass «inzwischen fast gleich viele Gemeinden und Städte (1070 per Juni 2024) das neue Angebot anbieten, wie es beim alten (knapp 1100) der Fall war». Diese Zahl liege über den Erwartungen – wie der Absatz auch.
Ein Anfang ist jedoch gemacht. Zudem hat dieser Weg verhindert, dass sich die Bevölkerung ärgert, weil man ihr etwas «wegnimmt». Als weitere Entwicklung denkbar wäre ein Verbund. Gemeinden einer Region könnten ja auch darüber einigen, wer die Karte managt und ein gemeinsames Angebot schnüren. Dann haben nicht alle den Aufwand.
Bild: Screenshot Spartageskarte-gemeinde.ch