Kommunalmanagement, 28.09.2022 – Soweit ich sehe, kennt die Schweiz das nicht: Einen landesweit ausgeschriebenen offiziellen Preis für Innovation für Organisationen der Standortförderung. Es gibt zwar den SVSM Award, aber das ist ein Preis der Branche für die Branche. Sonst gibt es nichts Offizielles. Es mag damit zusammenhängen, dass hierzulande mehr moralischen Wert auf das ordnungspolitische Gewissen gelegt wird.

Dennoch soll ein Blick zum nördlichen Nachbarn erlaubt sein. Hier gibt es einen solchen Preis und Menden hat ihn gewonnen. Tim Behrendt, der Standortförderer von Menden, freut sich sehr darüber. «Der Preis ist für mich und meine Organisation eine Anerkennung von höchster Stelle, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind.» Menden, eine Stadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen hat rund 52’000 Einwohnende. Prämiert wurde die Art und Weise, wie die lokale Standortförderung die Vermarktungs- und Vergabestrategie des 60 Hektaren grossen Industrieparks «Hämmer» umsetzte. Die Vergabekriterien für die Zuteilung von Ansiedlungsflächen waren hoch. Eine Rolle spielte die Anzahl Arbeitsplätze pro Flächenquadratmeter (sie soll möglichst hoch sein) und die Vorgaben der Gewerbesteuer. Die Stadt erwartet durch die hohen Kriterien bei der Vermarktung den städtischen Haushalt auf der Einnahmenseite signifikant steigern zu können, nur besonders EBIT-starke Unternehmen kommen in Relation zum Flächenverbrauch zum Zuge. Dabei ist die Messlatte für dieses Vorgehen sehr hoch angesetzt worden.

Zahlreiche Bewerber mussten abgelehnt werden, auch einige aus heimischer Umgebung, was gemäss Tim Behrendt politisch nicht immer einfach war. Die Vorgehensweise habe sich jedoch gelohnt. Nicht nur wegen des Preises, sondern auch deswegen, weil die gesteckten Ziele der Ansiedlungen derzeit übertroffen werden.

Menden erhielt den 2019 geschaffenen Preis zum ersten Mal. Vergeben wird er durch die drei kommunalen Spitzenverbände Deutschlands gemeinsam mit den Hochschulen des öffentlichen Dienstes, dem Bundesverband der Wirtschaftsförderungsgesellschaften und dem Deutschen Institut für Urbanistik.

Das Beispiel zeigt auf, dass man eine politisch definierte Ansiedlungsstrategie braucht. Sonst wird einfach dem Erstbesten mit Freude ein Angebot überlassen. Am Ende hat man lauter Firmen die man gar nicht wollte. Dafür gibt es viele Beispiele.

Bruno Hofer

Bildlegende: vlnr: Tim Behrendt, Standortförderung Menden, Bürgermeister Dr. Roland Schröder, Aufsichtsratsvorsitzender Peter Maywald.