Der Schweizerische Gemeindeverband ist mit allen kommunalen Organisationen auf kantonaler Ebene vernetzt und verbunden und tausch sich aus. Mit allen? Nein!!!
In einer Ecke der Schweiz gibt es einen Kanton – und es ist nicht mal ein kleiner – der tickt völlig anders. Das war schon oft so. Nehmen wir zum Beispiel das Autofahren: Dieses war im Bündnerland noch verboten, als es in den anderen Kantonen zum Standard gehörte.
Aber beginnen wir von vorn.
Für die Belange der kommunalen Ebene setzen sich auf nationaler Ebene zwei Organisationen ein. Dies ist zum einen der Schweizerische Gemeindeverband und zum andern der Schweizerische Städteverband. Hier werden Services angeboten und es erfolgen politische Positionierungen.
Auch auf kantonaler Ebene bestehen Organisationen mit ähnlicher Zielsetzung. Nur im Bündnerland nicht. Es gibt zwar eine Institution, die sich «Interessengemeinschaft der Kleingemeinden» nennt und alle rund 100 Gemeinden im Kanton adressiert. Aber sie ist, und das sagt Alex Brembilla, deren Sekretär, sehr deutlich «absolut nicht politisch.» Man wolle informieren und unterstützen.
So reiche man – wenn gefordert – dem Amt für Gemeinden des Kantons Graubünden Stellungnahmen zu Vernehmlassungen ein, ohne jedoch im Namen aller Gemeinden reden zu können.
Aber geht das überhaupt? Stellung nehmen ohne politisch zu sein?
Brembilla sieht die Problematik, nähert sich ihr aber von der Fakten-Seite an. Oft würden Vernehmlassungen stark politisiert und dadurch der Sachebene entrückt. Hier setze die Interessengemeinschaft an und versuche zumindest so stark wie möglich sachbezogen zu bleiben und die Politik aussen vor zu lassen.
Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die IG Kleingemeinden, die vor 30 Jahren entstand, ihre Urheberschaft nicht in der Politik, sondern in der Frauenzentrale Graubünden hatte. Sie lancierte, zusammen mit den Sprachorganisationen die Idee, aus einer seit 1987 jährlichen Veranstaltung eine «Trägerschaft mit eigenem Organisationsstatut» zu formen.
Seit vielen Jahren mit von der Partie ist Alex Brembilla Das Exekutivmitglied der Gemeinde St. Antönien war mal Vorstand, dann als Präsident aktiv und seit nunmehr einigen Jahren ist er ihr Sekretär. Unter seiner Aegide hat sich diese Vereinigung von einer für Kleingemeinden zu einem umfassenden Netzwerk der Bündner kommunalen Ebene entwickelt. Jede der 100 Gemeinden im Kanton erhält jährlich eine Einladung zur obligaten Jahrestagung, die immer am ersten Samstag im November stattfindet, zusammen mit einem Einzahlungsschein für den Jahresbeitrag. Wie Brembilla berichtet, würde rund 70 Prozent diesen freiwilligen Beitrag anstandlos entrichten. Beiträge des Kantons gibt es keine. Das Amt für Gemeinden nimmt jedoch mit beratender Stimme an den Vorstandssitzungen teil und bespricht auch mögliche Themen, die an den Jahresversammlungen behandelt werden könnten.
Bild: Alexander Brembilla vor seinem Haus in St. Anthönien 11.08.2023 (Bruno Hofer)