
Heute möchte ich über eine Aktion der Standortvermarktung in der Berner Seeland-Gemeinde Kallnach berichten. Die Gemeinde gilt nämlich jetzt in grossen deutschen Medien als Hort der landwirtschaftlichen Zukunft.
Ein gutes Resultat der Standortvermarktung besteht darin, dass es einer Gemeinde gelingt, in den Medien Aufmerksamkeit zu gewinnen. Viele Gemeinden unternehmen grosse Anstrengungen und schaffen es nur teilweise. Andere wiederum müsse nichts tun und werden sogar international berühmt.
So beispielsweise Kallnach. Die kleine ländliche Gemeinde in der Nähe des Bielersees dürfte in den Sommermonaten heimgesucht werden von deutschen Urlaubern, die es genauer wissen wollen. Campingplätze gibt es ja um den Bielersee herum genug!
Sie werden sicher dann Urs Marti kennenlernen wollen, den Biobauern mit den faszinierenden neuen Ideen zur landwirtschaftlichen Zukunft. Wird Kallnach gar zu einem Wallfahrtsort der Agrarier? Eine Aktion der Standortvermarktung kann somit gut und gern auch regionale Spillovers generieren.
Was aber steckt nun dahinter? Die Geschichte geht so: Eine Kuh macht «Muh»; viele Kühe machen Mühe. Sagt das Sprichwort. Nicht so bei Urs Marti in Kallnach. Für ihn sind die Kühe nur noch Dunglieferanten. Er melkt sie nicht mehr, bringt keine zum Metzger. Er begleitet sie nur noch auf die Weide hinaus. Verkaufen tut er Haferdrinks statt Milch der Kühe. Und zwar 1000 Liter im Monat. Verkauft werden die Drinks in Bioläden in einem Umkreis von rund 150 Kilometern. Auch in den Kantonen Luzern, Zürich und Solothurn ist sein Bio-Drink erhältlich. Marti ist überzeugt: «Pflanzendrinks haben eine grosse Zukunft.» Das sagt er im Fernsehen ZDF in der Sendung Planet e.
vom Sonntagnachmittag, 9. Mail 2021. Die Redaktoren jenes Sendegefässes sind nämlich auf ihn aufmerksam geworden und haben ihm eine Sendung gewidmet. Viele in Deutschland und einige mehr haben sie gesehen.
Martis Kühe sind somit sozusagen pensioniert. Sie dürfen also auf die Weide und haben es einfach nur noch schön. Den Dung und den Mist, den sie Marti liefern, benötigt er, um seine Felder zu düngen. Auf Pestizide verzichtet Marti völlig. Der Biohof Hübeli ist eine Tierarche im Berner Seeland.
Chefin der Produktion des Hafer-Drinks ist Leandra Brusa, Martis Partnerin. Zweimal wöchentlich steht sie in der «Hafer-Küche». Neben Hafer und Wasser kommen noch zwei Geheimzutaten in den Topf, dann wird auf 60 Grad erhitzt. Zwar sei die Haltbarkeit dadurch nicht so hoch wie bei einem UHT-Verfahren, dafür bleiben viele Nährstoffe erhalten. Das Rezept hat Leandra Brusa, die ursprünglich aus dem St. Gallen Rheintal stammt, selber entwickelt und mehr und mehr verfeinert. Es sei zwar nicht der Hauptbetriebszweig, meint der 37-jährige Bauer dieses 250-jährigen Traditionshofs, doch sei die Sache «gut angelaufen».
Kallnach kämpft um seine nachhaltige Entwicklung. Die Jungen sollen hier wohnen bleiben und die Verbundenheit zum Dorf mit der Gründung von Familien umsetzen. Vielleicht hilft ein gutes Standortmarketing, das Wir-Gefühl und die Verbundenheit zum Ort zu stärken. Was der Gemeinde gut tut.
Ihr Bruno Hofer
12.05.2021