
Am 5. Juni vor fünf Jahren wurde sie klar und deutlich abgelehnt: Die Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Fast 50 Prozent nahmen an der Abstimmung teil, fast 80 Prozent sagten zum Vorhaben Nein. Möglicherweise war das aber nicht das letzte Wort. Denn es gibt neue Evidenz, dass das nicht nur eine dumme Idee sein könnte.
Stockton, eine kleine Stadt in Kalifornien, ist zum Versuchslabor für ein bedingungsloses Grundeinkommen geworden. Zumindest der Idee nach. 125 Personen wurde – gemäss einem Artikel im Economist vom 13. März 2021 – während zweier Jahre jeden Monat ein Betrag von 500 Dollar einfach so ausgehändigt. Das Ganze war eine wissenschaftliche Studie mit einer kleinen Zahl von «Probanden». Die Aussagekraft ist somit wohl begrenzt. Die Auswahl erfolgte zufällig aus einer Grundgesamtheit von Menschen, die leicht unter der Mittelschicht lag. Das Geld konnten sie verwenden, wofür sie wollten. Es gab keine Vorgaben.
Die landläufige Weisheit würde nun suggerieren, dass dieses Geld schlicht verjubelt würde. Doch weit gefehlt.
Gegenüber einer Vergleichsgruppe, die ebenfalls ausgewählt, aber nicht mit Geld bedient wurde, entwickelten sich die Verhältnisse der Beschenkten positiv in Richtung vollwertiger Beteiligung in der Erwerbsgesellschaft. Mehr von ihnen hatten nach ein paar Monaten einen Vollzeit-Job als die anderen. Viele wurden ermuntert, ihre nicht zufriedenstellenden Teilzeitjobs fahren zu lassen im Bewusstsein, dass sie deshalb nicht verarmen, sondern im Gegenteil Zeit gewännen, sich nach einer Beschäftigung umzusehen, die ihnen Freude und Zufriedenheit und auch höhere Einnahmen verschafft. Das Extra-Geld von 500 Dollar durften sie ja behalten.
Es dürfte zu früh sein, Schlüsse zu ziehen aus solchen Experimenten. Aber sie erschüttern immerhin schon mal die These, wonach alle Menschen solche Extra-Geschenke einfach verjubeln. Zumindest in Kalifornien in Amerika ist das erwiesenermassen nicht der Fall. Schon oft wurden Dinge aus den Vereinigten Statten auf unseren Kontinent übertragen. Heute sind zwar oft auch andere Herkunftsmöglichkeiten beobachtbar. Aber aus Kalifornien hat die Schweiz jedenfalls zu Beginn der 80er Jahre immerhin schon mal den Katalysator für mehr Sauberkeit der Abluft bei Autos übernommen. Was Stockton durchführte, wird nun auch in anderen Gemeinden in den USA erwogen.