
Erstmals treffe ich Stefan Büeler im Jahre 2019. Damals ist er noch Leiter der Abteilung Wirtschaft und Tourismus im Kanton Uri und somit als kantonaler Standortförderer unterwegs. Ich portraitiere ihn für meine Broschüre der Standortförderer in der Schweiz.
Zwischenzeitlich hat Stefan Büeler aber Karriere gemacht. Nun treffe ich ihn wieder. Er ist jetzt Leiter des Amtes für Wirtschaft und öffentlichen Verkehr in der Volkswirtschaftsdirektion von Regierungsrat Urban Camenzind.
Wie sieht in der neuen Rolle sein Tagesablauf aus? «sehr unterschiedlich, sehr vielfältig», lautet Stefan Büelers Antwort.
«Gestern beispielsweise musste ich nach meiner Ankunft im Büro und der ersten Sichtung meiner Mails noch eine Präsentation überarbeiten für einen Anlass zum Thema der Neuen Regionalpolitik.»
Am Event bringt Büeler die Standortvorteile des Kantons zur Sprache, präsentiert den Entwicklungsschwerpunkt “Urner Talboden”. «Unser Vorteil ist, dass wir noch über gut erschlossenes Bauland zu erschwinglichen Preisen verfügen. Und wir haben unsere Hausaufgaben zur Entwicklung des Areals gemacht. Wir sind vorbereitet und können Bauland aus einer Hand anbieten».
Stefan Büeler ist seit nunmehr 10 Jahren für den Kanton Uri im Einsatz. Er startete als wissenschaftlicher Mitarbeiter und nahm später als Abteilungsleiter die Rolle eines Standortförderers ein. Heute leitet er das Amt für Wirtschaft und öffentlichen Verkehr. Ein Beispiel mehr das zeigt, wie Standortförderer Karriere machen können.
Heute ist Büelers Pflichtenheft breiter geworden: Wie der Name sagt, sind es die beiden Hauptbereiche, die Wirtschaftsförderung sowie der öffentliche Verkehr, die im Zentrum stehen. «Im Bereich der Wirtschaftsförderung kenne ich die Themen und Aufgaben aus meiner vorherigen Tätigkeit als Abteilungsleiter schon sehr gut. Hier treibe ich die Arbeit zusammen mit dem Team weiter. Als Aufgabengebiet neu ist für mich hingegen der öffentliche Verkehr. Die Bestellung und Organisation des öffentlichen Verkehrs ist eine komplexe Verbundaufgabe. Aktuell steht im Kanton Uri mit dem nächsten Fahrplanwechsel zudem ein grosser Angebotsausbau an. Wir eröffnen mit dem Kantonsbahnhof in Altdorf ein Generationenprojekt, das uns 18 neue IC-Halte bringt. Zudem richten wir das ganze lokale Buskonzept auf den Kantonsbahnhof aus und bauen das Angebot auch dort aus. Hinzu kommen zusätzliche Verbindungen mit dem Winkelriedbus nach Nidwalden sowie Angebotsausbauten im Urner Oberland mit der Matterhorn Gotthard Bahn. All das braucht viel Vorbereitung. Die Arbeit geht uns also vorderhand nicht aus!»
Hat Stefan Büeler bei so vielen Aufgaben noch Zeit für Privates? Durchaus. Er sei viel in den Bergen, auf Bergtouren oder mit den Langlauf-Skis. Er geniesse den Vorteil des Tourismus-Kantons. «Immer mehr Leute wohnen lieber etwas peripher. Gerade in Zeiten der Pandemie sei das Homeoffice stärker genutzt worden.» Büeler sieht dies auch als einen Standortvorteil für den Kanton Uri.
Strategisch wird zudem auch eine Diversifizierung der Wirtschaft angestrebt, da aktuell eine Abstützung auf ein paar grosse Firmen stattfindet, was auch ein Risiko darstellen könne. «Im Jahr 2020 haben wir 16 Unternehmen bei der Gründung im Kanton begleiten dürfen. 2021 sind wir auf Kurs, um wieder eine ähnlich hohe Zahl erreichen zu können, was uns sehr freut», berichtet Büeler.
Als gute Grundlage für diesen Ausbau bezeichnet Büeler die Überschaubarkeit der kantonalen Strukturen. «In unserem Kanton darf eine Firma damit rechnen, von der Öffentlichkeit, potenziellen Mitarbeitenden und anderen Partnern auch wahrgenommen zu werden.»
Nach dem Netzwerk-Lunch zur NRP-Veranstaltung, wo Büeler Kontakte auffrischt und Gespräche führt, ist er am gestrigen Nachmittag wieder im Büro zurück. Gespräche mit dem Team stehen an. Heute erlaubt sich Stefan Büeler, etwas früher nachhause zu gehen. «Ich habe Geburtstag und möchte das geniessen». Bevor er die Türe zum Büro schliesst, hat er jedoch einen Post auf LinkedIn abgesetzt über den NRP-Anlass. «Ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit muss sein», begründet er.
Weitere Karriereschritte sind vorerst noch nicht geplant. Politisch ist Büeler zwar interessiert, gehört aber keiner Partei an. «Das ist gut für meinen Job». Was würde er tun, wenn er für einen Tag der Chef im Kanton Uri wäre und autonom bestimmen könnte? Büeler tut sich schwer mit der Frage: «In der Schweiz wird nicht diktiert, die Entscheide kommen zustande durch das Mitwirken aller und das ist ja auch gerade das Gute daran.» Dennoch, wenn er einen nicht ganz ernst gemeinten Wunsch frei hätte, würde er im Kanton Uri an einem schönen Wintertag eine Loipe durch den gesamten Kanton ziehen lassen und einen arbeitsfreien Tag einführen, wo alle die Schönheiten des Kantons auf den Langlauf-Skis oder zu Fuss bewundern könnten.
Jung, dynamisch aber dennoch überaus seriös. So nahm ich ihn wahr in meinem Portrait, das ich im Jahre 2019 verfasst habe. Heute würde ich ergänzen: Umsichtig, mit Bedacht, strukturiert und effektvoll.
Ihr
Bruno Hofer
10.11.2021