Ennetbaden, 02.04.2025 – Die Schweiz ist eine Willensnation. Dies unterscheidet uns von Deutschland, Italien und Frankreich, wo es sich um Sprachnationen handelt. Als Willensnation brauche die Schweiz räumliche Lösungen, die regionale Eigenheiten berücksichtige und föderal ausgerichtet seien.

Dies eine Art Präambel im neuen Raumkonzept 2070 von URBANISTICA, einer Vereinigung für guten Städtebau.

Der überwiegende Teil des Schweizer Siedlungsgebietes liege in Agglomerationen. Deren Grundproblem sei jedoch, dass zu wenig Mischnutzung darin stattfinde. Man spreche entweder von Schlafsiedlungen, Gewerbegebieten oder Einkaufsmeilen. Nötig sei eine stärkere Durchmischung, mehr Flexibilität. Menschen sollen in lebensfähigen und lebensfrohen Quartieren zusammenleben und auch wirtschaften können.

Der Bericht geht davon aus, dass das heute vorhandene Siedlungsgebiet sowie die bereits bestehende Verkehrsinfrastruktur grundsätzlich ausreichend seien, um ein Bevölkerungswachstum auf mehr als 10 Millionen Einwohner  auszurichten und die damit einhergehende wirtschaftliche Entwicklung bis 2050 aufzunehmen. Es bliebe sogar Raum für eine weitere dynamische Entwicklung bis 2070, auch betreffend der Grösse der ständigen Wohnbevölkerung, heisst es im Bericht.

Das Siedlungsgebiet sei allerdings nur dann ausreichend, wenn die Raumplanung eine konsequente Strategie der Stadtwerdung verfolge. Vor allem dort, wo die Verkehrserschliessung bereits heute schon gut sei. Eine Verdichtungsstrategie habe den Vorteil der optimalen Ausnutzung der Siedlungsfläche, was Agrar- und Naturflächen schütze. Klug eingesetzt, verringere sie aber auch den Verkehr, reduziere dank kompakter Bauweise den Energiebedarf und fördere den sozialen und wirtschaftlichen Austausch.

Die Raumplanung sei auf allen drei Staatsebenen konsequent und verbindlich auf eine polyzentrische, vernetzte, städtisch geprägte Siedlungsstruktur auszurichten im Sinne eines «Städtenetzes Schweiz».

Die heutigen Agglomerationsprogramme seien deshalb zu sehr auf Verkehrsprojekte ausgerichtet. «Mittel aus Fonds, die heute der Finanzierung von Verkehrsinfrastrukturen dienen, könnten zu einem gewissen Teil für Siedlungs- und Stadtplanungen eingesetzt werden.» Wenn verdichteter gebaut werde falle auch Verkehrsbedarf weg. 

In die Diskussion eingebracht werden auch Innovationen für neue Zonen. So gibt es in Deutschland den neuen Bauzonentyp «Urbanes Gebiet» oder in Baar (ZG) eine andiskutierte «White Zone».

Der Bericht von URBANISTICA soll einfliessen in die Diskussionen über das Raumkonzept Schweiz 2050, das sich zurzeit in einer Konsultation befindet.

Autoren des Berichts sind Balz Halter, Verwaltungsratspräsident der Halter Gruppe, Professor Vittorio Magnago Lampugnani und Thomas Sevcik.

Weitere Beiträge