
Wussten Sie, dass die Stadt Luzern im Herzen der Schweiz unter anderem auch die Heimat ist der weltweit bedeutendsten Goldwespen-Sammlung (Familie Chrysididae)? Mit über 600 Erstbeschreibungen des Luzerner Tierillustrators und Insektenforschers Walter Linsenmaier (1917–2000). Ebenso einmalig sind im Natur-Museum Luzern der «Drachenstein vom Pilatus» aus dem 15. Jahrhundert und der Knochen des «Riesen von Reiden» aus dem 16. Jahrhundert. Das Natur-Museum Luzern bewahrt rund 100 zum Teil sehr alte Sammlungen zu den Erdwissenschaften, Fauna und Flora, erforscht sie und zeigt ausgesuchte Exponate in seinen Ausstellungen.
Das Museum befindet sich an bester Flanier-Lage im Herzen der City. Das generiert auch Umsatz beim Detailhandel vor Ort. Museumsbesuche erzeugen Laufkundschaft. Denn wer in ein Museum geht, verbindet dies oft mit einem Bummel. Man spaziert an den Schaufenstern der Boutiquen vorbei, tätigt da und dort einen kleinen Einkauf. Man kehrt ein, trinkt einen Kaffee, isst ein Stück Kuchen: Kurz: Ein Museumsbesuch in der Stadt verhilft dem Gewerbe zu Einnahmen.
Doch damit soll nun Schluss sein. Wie ich vernehme, plant offenbar die Luzerner Kantonsregierung, das Museum zu verlegen. An einen Ort, wo keine Flanierströme durchführen. Betroffen von der Verlegung ist auch das historische Museum. Ist das gescheit aus Sicht der Standortförderung der Stadt Luzern?
Eine wichtige Herausforderung von städtischen Standortförderungen liegt doch gerade eben darin, ihre Zentren mit Leben zu füllen. Online-Einkäufe und ändernde Lebensgewohnheiten haben Rahmenbedingungen geschaffen, die es zu bewältigen gilt. Die Zentren leeren sich, werden öde. Nicht wenige Städte haben darum die spezifische Funktion von City-Managers geschaffen. Was nicht unbedingt sein muss. Ein Wirtschaftsförderer kann die Aufgabe auch erfüllen. Wichtig ist, dass jemand sich um den Detailhandel und das Entleerungsproblem kümmert. Es geht darum, leerstehende Geschäftsliegenschaften wieder zu belegen und dafür zu sorgen, dass die Attraktivität dieser Einkaufszonen gesteigert wird. Sei es durch Events und Aktionen oder durch weitere besondere Massnahmen.
Die Arbeit solcher Funktionäre wird aber durchkreuzt, wenn übergeordnete Instanzen Entscheide fällen, die in eine andere Richtung gehen und die Attraktivität von Zentren reduzieren. City-Erlebnisse können nur dann stattfinden, wenn der Mix stimmt. Kulturelle Einrichtungen, wie Museen sie darstellen, bilden eine ideale Kombination.
Gerade in Zeiten, in denen wegen Corona kaum mehr Touristen sichtbar sind, die für eine Belebung der Zentren sorgen könnten, ist gut zu überlegen, ob man die Attraktivität der Innenstadt weiter schmälern will.
Es bleibt somit zu hoffen, dass die Museen am angestammten Platz an der Reuss erhalten bleiben.