Wie Menschen mit Schicksalsschlägen umgehen, ist eine faszinierende Angelegenheit. Ich erinnere mich noch gut an den Sturz von Ski-As Beltrametti in Val-d’Isère. Das war vor über 20 Jahren. Heute führt Beltrametti zusammen mit seiner Frau Edwina das Berghotel Tgantieni in Lenzerheide.

Oder Wolfgang Schäuble, der deutsche Politiker, der seit seinem Attentat im Jahre 1990 querschnittgelähmt ist, hat keineswegs klein beigegeben. Mit 53 Dienstjahren als Mitglied des Deutschen Bundestages hält Schäuble mitlerweile den Ausdauerrekord. Sitzleder, wahrhaft.

Jetzt hat das Schicksal Philipp Kutter erwischt. Stadtpräsident von Wädenswil und Mitglied des Nationalrats. Er hat recht bald nach seinem Skiunfall im Februar den Willen bekundet, sich von seiner Lähmung nicht lähmen zu lassen. Er will weiterhin seine Ämter ausüben und auch als Kandidat für den Ständerat zur Verfügung stehen. Es gibt Aufsehen und Zuspruch für ihn in den Sozialen Medien.

Kutter erläutert in einem Interview mit TeleZüri seine Motivation. Und dreht im Grunde den Spiess um. Warum sollte es nicht genauso gut im Rollstuhl möglich sein, politische Themen zu bearbeiten und Reden zu halten? Das Leben müsse weitergehen.

Und wirklich: Kutter wäre nicht der Erste, der in einem Rollstuhl im Bundeshaus Einfluss ausübt. Marc Suter war Vertreter der FDP des Kantons Bern von 1991 bis 2003 und erneut im Jahre 2007. Er war im Rollstuhl.

Behinderte im Rollstuhl sind übrigens nicht die einzigen, die auf Gemeindeebene exekutive Ämter ausüben können. In Buchrain (Vorort von Luzern) beispielsweise wirkt Ivo Egger als Gemeindepräsident. Er ist blind.